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Wesenstest beim Hund – Kosten, Ablauf & Vorbereitung

von Michelle Holtmeyer
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Mit einem Wesenstest beim Hund werden bestimmte Verhaltenseigenschaften geprüft. Vor allem Vierbeiner, die durch ein aggressives Verhalten auffallen, müssen die Prüfung durchführen. Bei vielen der sogenannten Listenhunde ist ein Wesenstest sogar Pflicht. Was es genau mit dem Wesenstest beim Hund auf sich hat, wie er abläuft und wie hoch die Kosten sind, erfährst Du in diesem Artikel.

Was ist ein Wesenstest beim Hund?

Der Wesenstest beim Hund dient dazu, das vom Tier ausgehende Gefahrenpotential einzuschätzen. Hunde können bei falscher Erziehung gefährlich für andere Hunde und für Menschen sein. Ein unkontrollierter Jagdtrieb kann zusätzlich zur Gefahr für weitere Haustiere und wilde Tiere werden. Mit dem Wesenstest beim Hund will der Gesetzgeber dieses Risiko ausschalten. Im Wesenstest muss der Hund ein sozialverträgliches Verhalten zeigen.

Wer einen Hund einer bestimmten Größe oder Rasse besitzt, muss außerdem einen Sachkundenachweis über die Haltung und das Verhalten der Hunde ablegen. Seit dem Jahr 2001 gilt darüber hinaus das Hundeverbringungs- und Einfuhrgesetz. Hunde bestimmter Rassen dürfen nicht mehr nach Deutschland eingeführt werden. Dazu gehören unter anderem:

Seit der Einführung der Landes-Hundeordnungen sind Verletzungen und Todesfälle durch Hunde-Attacken deutlich zurückgegangen.

Wann muss ein Hund zum Wesenstest?

Hunde müssen den Wesenstest absolvieren, wenn sie als Listenhund eingestuft sind oder durch aggressives Verhalten auffallen.

Welche Hunde müssen einen Wesenstest absolvieren?

Jeder Hund, den Behörden als gefährlich einstufen, muss einen Wesenstest absolvieren. Das trifft zu, sobald ein Hund einen Menschen oder andere Tiere angreift und verletzt. Diese Regelung gilt in allen Bundesländern. Darüber hinaus ist der Wesenstest für Listenhunde erforderlich. Die Listen der potenziell gefährlichen Hunde unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen gibt es keine Listen. Daher sind Hundehalter bestimmter Rassen in diesen Bundesländern nicht pauschal verpflichtet, Ihren Hund dem Test zu unterziehen.

Für folgende Hunderassen ist in den übrigen Bundesländern der Wesenstest beim Hund vorgeschrieben:

Rasse Bundesländer
Alano Bayern, Brandenburg, NRW
American Bulldog Bayern, Hessen, NRW
Pitbull-Terrier alle Bundesländer mit Listen
American Pitbull-Terrier alle Bundesländer mit Listen
American Staffordshire-Terrier alle Bundesländer mit Listen
Bandog Bayern
Bullmastiff Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, NRW
Bullterrier Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, NRW
Cane Corso Bayern, Brandenburg
Cane Corso Italiano Bayern, Brandenburg
Dobermann Brandenburg
Dogo Argentino Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, NRW
Dogue de Bordeaux Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg
Fila Brasileiro Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, Hessen, NRW
Kangal Hamburg, Hessen
Kaukasischer Owtscharka Hamburg, Hessen
Mastiff Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, NRW
Mastin Español Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, NRW
Mastino Napoletano Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, NRW
Dogo Canario (Perro de Presa Canario) Bayern, Brandenburg
Perro de Presa Mallorquin Bayern, Brandenburg
Rottweiler Bayern, Brandenburg, Hamburg, Hessen, NRW
Staffordshire Bullterrier Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt
Tosa Inu Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, NRW

Einige Bundesländer führen die Listen mit verschiedenen Kategorien und stufen so die Gefährlichkeit der Hunde ein. Zudem fallen meist auch Kreuzungen mit diesen Rassen unter die Bestimmungen. Wichtig für Hundehalter ist, dass die Vorschriften über die Listenhunde nicht nur im Bundesland des Wohnsitzes gelten. Vielmehr ist der Wesenstest erforderlich, sobald ein Hund in ein Bundesland mit entsprechender Vorschrift kommt. Daher sollten Hundebesitzer vor der Fahrt mit dem Hund in ein anderes Bundesland stets prüfen, welche Regelungen dort gelten.

Hund beim Wesenstest

Der Verhaltenstest in ein wesentlicher Bestandteil des Wesenstests.

Wie teuer ist ein Wesenstest für Hunde?

Die Gebühren variieren in den Bundesländern. Sie bewegen sich zwischen 50 und etwa 300 Euro.

Wer ist für die Durchführung des Wesenstests verantwortlich?

Verantwortlich für die Durchführung des Wesenstests ist der Halter des Hundes. Zieht ein Hundebesitzer in ein anderes Bundesland um, sollte er sich also rechtzeitig über die Notwendigkeit des Tests am neuen Wohnort informieren. Dieser ist vor dem Einzug in das andere Bundesland zu absolvieren. Wer sich einen Listenhund anschaffen möchte, muss ebenfalls vor dem Einzug des Tieres die Haltung beantragen. Im Rahmen der Beantragung muss er den Wesenstest nachweisen.

Vorbereitung: Wie kann ich mich und meinen Hund auf den Wesenstest vorbereiten?

Die Landes-Hundeordnungen in Deutschland schreiben keine Vorbereitung auf den Wesenstest vor. Dennoch ist es sinnvoll, den Hund auf das vorzubereiten, was ihn erwartet. Da der Wesenstest beim Hund mit Kosten bis zu 300 Euro verbunden ist, empfiehlt sich eine gute Vorbereitung. Zudem drohen strenge Auflagen, wenn der Hund den Test nicht besteht.

Der Test bezieht sich zudem nicht nur auf den Hund. Der Hundehalter und andere Personen, die regelmäßig mit dem Hund unterwegs sind, führen den Hund teilweise während des Tests. Daher ist die Vorbereitung für diese Personen ebenso wichtig, wie für den Hund.

Vorbereitungskurse für den Wesenstest bieten Hundeschulen und einige auf Verhaltenstherapie spezialisierte Tierärzte an.

Wo kann ich mit meinem Hund einen Wesenstest machen?

Auch hier gibt es Unterschiede in den Bundesländern. In der Regel geben das Ordnungsamt oder das Veterinäramt vor, wer den Wesenstest beim Hund durchführt. Meistens prüfen Tierärzte mit spezieller Zusatzausbildung zum Hundeverhalten die Tiere.

Ablauf: Wie läuft ein Wesenstest beim Hund ab?

Der Wesenstest setzt sich aus mehreren Einzeltests und Untersuchungen zusammen. Der Ablauf ist jedoch nicht in allen Bundesländern gleich. Wie die Einstufung der Hunde und die Führung von Listen unterscheiden sich auch die Vorschriften für die Durchführung der Verhaltenstests. Als Beispiel dient daher der als vorbildlich geltende Ablauf eines Wesenstests in Niedersachsen.

Rahmenbedingungen

Hundehalter und alle Hundeführer müssen vor dem Test ihren Personalausweis vorlegen. Der Halter füllt einen Fragebogen aus und legt möglicherweise vorhandene amtliche Schreiben vor. Zum Zeitpunkt des Wesenstests muss der Hund mindestens 15 Monate alt und mit einem Chip gekennzeichnet sein.

Während des Tests trägt der Hund ein breites und nicht einschneidendes Halsband aus Leder oder Textilmaterial. Vom Halsband darf keine Zugwirkung auf den Hund ausgehen. Die Führung des Hundes erfolgt grundsätzlich an einer zwei Meter langen Leine. Lediglich bei besonderem Bedarf erfolgen zusätzlich Prüfungen an einer längeren Leine. Außerdem trägt der Hund während des Tests zeitweise einen gut sitzenden Maulkorb, der das Beißen sicher verhindert.

Allgemeinuntersuchung

Im Rahmen des Tests erfolgt zunächst die gesundheitliche Untersuchung durch einen Tierarzt. Schmerzen und Unwohlsein können bereits Ursachen für aggressives Verhalten sein. Zur Untersuchung gehört eine Überprüfung des Impfschutzes, insbesondere gegen die Erkrankungen:

  • Tollwut (Gehirnentzündung)
  • Hepatitis (Leberentzündung)
  • Leptospirose (Infektion der Leber, Nieren und Hirnhaut)
  • Staupe (Infektion der Verdauungs- oder Atemorgane)
  • Parvovirose (Infektion des Darmtraktes, Knochenmarks und lymphatischen Systems)

Zeigt die medizinische Untersuchung keinen Befund, erfolgt anschließend der Lerntest.

Zwei Hunde beim Wesenstest

Die Konfrontation des Hundes mit einem Rüden und einer Hündin in verschiedenen Situationen ist ebenfalls ein wichtiger Teil des Tests.

Lerntest

Um zu verhindern, dass Hundehalter ihre Tiere vor dem Wesenstest mit Beruhigungsmitteln behandeln, erfolgt zunächst ein Lerntest. Beruhigungsmittel beeinflussen das Lernverhalten, sodass ihre Verabreichung im Lerntest erkennbar wird. Ein zusätzlicher Frustrationstest ist bei Bedarf möglich. Zeigen die vorbereitenden Maßnahmen Auffälligkeiten beim Hund, erfolgt kein Wesenstest.

Verhaltenstest

Die Verhaltensprüfung führt ein Tierarzt gemeinsam mit einem Assistenten durch. Sie wird von einer Kamera aufgezeichnet und dauert etwa 60 Minuten. Mit dem Verzicht auf Pausen unterliegt der Hund einem gewünschten Stresslevel. Während des Tests führt der Hundebesitzer den Hund an der Leine durch verschiedene Situationen mit unterschiedlich starken Belastungen für das Tier. Dazu gehören unter anderem:

  • Annäherung durch Menschen von vorne
  • Anstarren des Hundes
  • Versuch von fremden Menschen, den Hund mit Ansprache zu streicheln
  • Konfrontation mit einem fremden, gleichgeschlechtlichen Hund, der sich hinter einem Zaun bewegt
  • Passieren von bunten Luftballons
  • direktes Zugehen und Anschreien des Hundes durch eine fremde Person
  • Passieren des an einem Pfosten angebundenen Hundes mit geringem Abstand durch fremde Personen
  • Annäherung durch eine Person mit langem schwarzem Mantel und Hut
  • Näherung durch Personen mit Krücken oder Stock
  • Passieren des Hundes und Flucht vor dem Hund durch Jogger
  • Nähe einer betrunkenen, torkelnden Person
  • weinendes Kind in der Nähe des Hundes
  • Fahrstuhlsituation mit mehreren Menschen in naher Entfernung
  • lärmende Geräte in unmittelbarer Nähe des Hundes
  • Aufspannen eines Regenschirms nahe beim Hund
  • passierendes Fahrrad mit Klingelzeichen
  • Bedrohung des Hundes durch eine fremde Person mit einem Stock
  • bellender Hund im Abstand von zwei Metern
  • Konfrontation des Hundes mit einem Rüden und einer Hündin in verschiedenen Situationen

Spezielle Situationen, in denen der Hund bereits auffällig wurde, werden ebenfalls nachgestellt. Zum Schluss erfolgt eine Gehorsamsprüfung mit den Übungen Aus, Komm, Sitz und Platz.

Mehr Infos zum Thema Listenhunde findest Du in unserem Artikel Listenhunde in Deutschland 2020 – Diese Vorschriften gelten.

Wann besteht der Hund den Wesenstest?

Die Prüfer notieren die Reaktionen des Hundes nach einem Schema und ordnen sie einer Skalierung zu. Der Hund besteht den Wesenstest, wenn sein Verhalten den Skalen 1 bis 4 entspricht. Das bedeutet, er darf auf verschiedene Situationen höchstens durch Knurren, Bellen oder typische optische Signale reagieren. Dabei muss er sich in sicherem Abstand von den Personen oder auf dem Rückzug von diesen bewegen. Im Idealfall erfüllt der Hund in allen Übungen die Skala 1 und zeigt überhaupt kein aggressives Verhalten.

Was passiert, wenn der Hund den Wesenstest nicht besteht?

Wenn der Hund den Wesenstest nicht besteht, erhält sein Besitzer keine Erlaubnis zur Haltung des Tieres. Es besteht die Möglichkeit, innerhalb einer von der Ordnungsbehörde gesetzten Frist ein Gutachten vorzulegen. Daraus muss hervorgehen, dass der Hund nicht als gefährlich einzustufen ist. Erfolgt das nicht, darf der Besitzer den Hund nicht behalten. Die Konsequenzen sind in den Bundesländern und den Städten unterschiedlich. Häufig müssen Halter ihre Hunde an das örtliche Tierheim abgeben.

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