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Tollwut beim Hund – Ist das ein Todesurteil?

von Franziska Schommertz
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Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde man in deutschen Wäldern überall darauf hingewiesen: „Wildtollwut – gefährdeter Bezirk“! Erst seit April 2008 gilt Deutschland nach den Bestimmungen der Weltorganisation für Tiergesundheit offiziell als tollwutfrei. Und dennoch kommt es immer wieder zu Einzelfällen, in denen – meist aus anderen Ländern importierte – Hunde an Tollwut erkranken. Dies bedeutet für den Hund ein absolutes Todesurteil. Für Menschen, die mit solchen infizierten Tieren in Berührung kommen, besteht ebenfalls höchste Lebensgefahr, denn nur durch schnellstmögliche medizinische Behandlung kann der Ausbruch der tödlichen Krankheit dann noch verhindert werden. Alles über Tollwut beim Hund erfährst Du in diesem Artikel.

Tollwut (Hund): Krankheitssteckbrief

Tollwut beim Hund – was ist das überhaupt?

Bei der Tollwut (auch als Rabies oder Lyssa bezeichnet) handelt es sich um eine seit Jahrtausenden bekannte und durch Viren hervorgerufene, anzeigepflichtige Infektionskrankheit, die bei den meisten Säugetier- und auch vielen Vogelarten vorkommen kann. Das Lyssavirus verursacht bei dem betroffenen Tier eine Gehirnentzündung, die immer innerhalb weniger Tage dessen Tod zur Folge hat. Da Tiere und Menschen sich gegenseitig anstecken können, spricht man von einer Anthropozoonose.

Die Übertragung der Erreger erfolgt hauptsächlich über den Speichel eines infizierten Tieres, entweder durch Bisse oder durch den Kontakt über Schleimhäute oder Hautabschürfungen. Von der Eintrittsstelle wandern die Erreger nach einer ersten Vermehrungsphase entlang der Nervenbahnen in das Zentrale Nervensystem (also Gehirn und Rückenmark) des befallenen Tieres ein und breiten sich von dort aus über den gesamten Körper aus, vor allem auch in die Speicheldrüsen.

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Erkrankung, ist abhängig davon, wie weit die Viren-Eintrittsstelle vom zentralen Nervensystem entfernt liegt, und kann bei Hunden zwischen zwei Wochen und mehreren Monaten betragen, beim Menschen sogar mehrere Jahre. Allerdings wird das Virus bereits einige Tage vor dem Auftreten der ersten klinischen Symptome mit dem Speichel übertragen, daher ist es oft schwierig, alle möglichen Kontaktpersonen nach einem Tollwut-Ausbruch noch zurückzuverfolgen. 

Als hauptsächliche Überträger galten in unseren Breiten Wildtiere wie Füchse, Dachse, Marder oder auch Waschbären. Über den direkten Kontakt mit solchen Wildtieren infizierten sich Haustiere wie Hunde oder auch Katzen. Durch systematische und konsequente Bekämpfungsmaßnahmen wie verpflichtende Impfungen von Hunden und Katzen und die orale Immunisierung von Wildtieren durch weitflächig ausgelegte Impfköder konnte schließlich seit 2008 in Deutschland die sogenannte terrestrische Tollwut ausgerottet werden. Nicht so verhält es sich aber mit der aviären Tollwut, die vor allem Fledermäuse betrifft und noch immer häufig vorkommt. Da Fledermäuse aber meist stille Virusträger sind und nicht erkranken, ist ein Nachweis schwierig. Bisse von Fledermäusen kommen praktisch nicht vor, es sei denn, ein Tier wird eingefangen oder verletzt aufgegriffen.

Wann war der letzte Tollwutfall in Deutschland?

Tatsächlich gibt es immer wieder Tollwut-Fälle in Deutschland. Meist handelt es sich bei den betroffenen Tieren um Hunde, die illegal ohne ausreichenden Impfschutz nach Deutschland eingeführt wurden. So gab es zuletzt im September 2021 den Fall eines acht Wochen alten Welpen, der aus der Türkei mitgebracht wurde und hier dann verstarb. Über 40 Menschen mussten vorsorglich notgeimpft werden, um eine mögliche Ansteckung noch zu verhindern.

Symptome einer Tollwut-Infektion beim Hund

Kommt es nach einer Infektion des Hundes mit dem Lyssavirus schließlich zum Ausbruch der Tollwut-Erkrankung, unterschiedet man drei klinische Phasen:

  • In der Prodromalphase treten erste Wesensänderungen beim Hund auf, er wirkt sehr ängstlich und unruhig oder auch besonders anhänglich, kann unvermittelt und langanhaltend bellen oder auch plötzlich zubeißen. Diese Phase dauert oft nur wenige Stunden bis einige Tage an.
  • Während der anschließenden Exzitationsphase werden betroffene Hunde oft extrem erregt und aggressiv (= rasende Wut), krampfartige Schluckstörungen führen zu Schaumbildung rund um das Maul. Auch Krämpfe, Muskelzittern und Desorientierung sind deutliche Anzeichen der Krankheit. Oft zeigen die Hunde eine extreme Scheu vor Wasser. Bei manchen Hunden verläuft diese Phase aber auch gegenteilig, sie sind extrem ruhig und teilnahmslos, es können bereits erste Lähmungserscheinungen auftreten (= stille Wut).
  • In der letzten sogenannten Depressions- oder auch Paralysephase führen ausgeprägte Muskelkrämpfe und Lähmungen zunächst ins Koma und schließlich aufgrund der Atemlähmung zum Tod des Tieres.
ollwut beim Hund: Zähnefletschender Hund

Eine Tollwuterkrankung wird in drei klinische Phasen unterteilt.

Wie erkennt man, ob ein Hund Tollwut hat?

Eine Tollwut-Erkrankung beim Hund kann zweifelsfrei nur am toten Tier nachgewiesen werden. Zeigt ein Hund plötzlich deutliche Wesensveränderungen, ist ungewöhnlich aufgeregt, vielleicht aggressiv, bellt viel und ohne Grund oder speichelt sehr stark, muss immer auch an eine Tollwut-Infektion gedacht werden.

Diagnose einer Tollwut-Infektion

Da die Infektionsgefahr für Menschen extrem hoch ist, sollte beim Verdacht auf eine Tollwuterkrankung ein Hund möglichst überhaupt nicht mehr angefasst werden. Selbst ein normalerweise absolut friedfertiges Tier kann aufgrund der Wesensveränderungen plötzlich unvermittelt zubeißen und so die Erreger übertragen. Bestenfalls wird der Hund sicher so eingesperrt, dass er weder Mensch noch Tier gefährden und vom Tierarzt oder Amtsveterinär auf Distanz begutachtet werden kann.

Die Diagnose einer Tollwuterkrankung am lebenden Tier kann immer nur eine Verdachtsdiagnose sein und beruht auf den deutlich erkennbaren Verhaltensänderungen im Zusammenhang mit der erhobenen Vorgeschichte. Ist ein Hund beispielsweise nicht oder nicht vollständig gegen Tollwut geimpft, stammt er aus einem Land, in dem Tollwut noch vorkommt oder wurde er dorthin mitgenommen, so muss der Tierarzt immer auch an Tollwut denken, wenn Symptome wie plötzliche Aggressivität oder Speichelfluss auftreten. Da es sich bei der Tollwut um eine anzeigepflichtige Seuche handelt, muss in einem solchen Verdachtsfall umgehend das zuständige Veterinäramt eingeschaltet werden, das über die weitere Vorgehensweise entscheidet.

Ist der Hund mit einem nachweislich an Tollwut erkrankten Wildtier in Kontakt gekommen oder zeigt er bereits Symptome einer Erkrankung, muss der Amtstierarzt die sofortige Tötung des Tieres anordnen. Am toten Tier kann sodann durch weiterführende labortechnische Untersuchungen die Verdachtsdiagnose bestätigt werden. Nur, wenn eine regelmäßige und vollständige Immunisierung des Hundes durch Impfungen lückenlos nachgewiesen werden kann, darf der Amtsveterinär den Hund in Quarantäne unter Beobachtung stellen. Diese kann wegen der langen Inkubationszeit mehrere Monate dauern.

Wie lange lebt ein Hund mit Tollwut?

Nach Ausbruch der Erkrankung mit den ersten Symptomen führt die Tollwut meist innerhalb weniger Tage zu einem qualvollen Tod des Hundes.

Kann man Tollwut beim Hund behandeln?

Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr für andere Tiere und vor allem Menschen ist die Behandlung eines an Tollwut erkrankten Tieres in Deutschland streng verboten. Zudem ist die Krankheit nach Ausbruch nicht heilbar und verläuft bei Tieren immer tödlich. Der einzig wirkungsvolle Schutz vor einer Infektion ist die regelmäßige Tollwutimpfung des Hundes.

Tollwut beim Hund: Hund bekommt eine Impfung

Der einzig wirkungsvolle Schutz vor einer Infektion ist die regelmäßige Tollwutimpfung des Hundes.

Ist Tollwut beim Hund heilbar?

Tollwut ist eine unheilbare Krankheit, die bei allen Tieren und auch beim Menschen innerhalb kurzer Zeit zum Tode führt. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr ist die Behandlung eines Hundes mit Tollwut-Verdacht verboten - entweder muss der Vierbeiner unter Beobachtung in Quarantäne, oder er wird umgehend getötet.

Der beste Schutz: Tollwutimpfung!

Es gibt zahlreiche zugelassene Impfstoffe gegen die Tollwut, die alle als sogenannte inaktive Impfseren einen zuverlässigen Schutz gegen Infektionen mit dem Lyssavirus bieten. Zwar ist aufgrund des für Deutschland geltenden Status „Tollwutfrei“ eine Impfung von Hunden nicht mehr zwingend vorgeschrieben, wird aber nach wie vor dringend empfohlen. Wer seinen Hund mit ins Ausland nehmen will oder einen Hund aus dem Ausland nach Deutschland mitbringt, muss eine gültige Tollwut-Schutzimpfung nachweisen.

Das gängige empfohlene Impfschema sieht folgendermaßen aus:

  • Erstimpfung des Welpen in der 12. Lebenswoche
  • Zweitimpfung in der 16. Lebenswoche
  • Auffrischungsimpfung 12 Monate nach der Zweitimpfung
  • Wiederholungsimpfungen alle zwei bis drei Jahre (je nach verwendetem Impfpräparat)

Nach dem gleichen Schema werden auch ältere oder bereits ausgewachsene Hunde geimpft, bei denen im Welpenalter keine Grundimmunisierung erfolgt ist. Der Impfschutz gilt erst 21 Tage nach erfolgter Impfung als gesichert, sodass zum Beispiel die Verbringung eines Hundes in ein anderes Land frühestens nach drei Wochen erfolgen darf. Wird diese Frist nicht eingehalten oder können keine gültigen Impfnachweise vorgelegt werden, sind Grenzbeamte bei Kontrollen ermächtigt, den Hund zu beschlagnahmen und in Quarantäne zu verbringen. Bestenfalls sollte sich der Hundehalter bereits rechtzeitig vor Reiseantritt über die im Zielland geltenden Einreisebestimmungen für Hunde informieren.

In der Regel wird die Impfung gegen Tollwut von den meisten Hunden gut vertragen. Dennoch kann es in Einzelfällen zu Nebenwirkungen oder Impfreaktionen kommen. Dazu zählen beispielsweise 

  • Rötung und Schwellung an der Einstichstelle
  • Müdigkeit
  • Fieber
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Appetitlosigkeit

Dauern die Symptome länger als ein bis zwei Tage an, sollte der Hund sicherheitshalber noch einmal beim Tierarzt vorgestellt werden.

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