Zielobjektsuche

von Michael Hein
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Die Zielobjektsuche (kurz ZOS) ist eine relativ junge Hundesportart, die aus der professionellen Ausbildung von Sprengstoff- und Rauschgift-Spürhunden heraus speziell für Haus- und Familienhunde adaptiert und entwickelt wurde. Als „Erfinder“ dieser interessanten Sportart gelten die Hundetrainer Ina und Thomas Baumann, welche auch die geltenden Wettkampfregeln festgelegt haben. Mittlerweile finden internationale Wettbewerbe in diesem Hundesport statt. Alles über Zielobjektsuche (ZOS) erfährst Du in diesem Artikel.

Was versteht man unter Zielobjektsuche (ZOS)?

Bei der Zielobjektsuche geht es darum, den Hund auf verschiedene Gegenstände zu konditionieren, die er später auf Anweisung in unterschiedlich strukturierten Parcours finden und anzeigen soll. Es handelt sich also um eine besondere Form der Spürarbeit, bei der Hunde ihren extrem gut ausgeprägten Geruchssinn einsetzen und im engen Zusammenspiel mit dem Hundeführer agieren.

Hat der Hund das Grundprinzip der ZOS erst einmal verstanden, kann man diesen Sport nahezu überall ausüben, um seinen Vierbeiner zu beschäftigen – ob in der eigenen Wohnung bei schlechtem Wetter, auf den täglichen Spaziergängen oder eben auf dem Profi-Gelände der Hundeschule unter Wettkampfbedingungen.

Was ist die Zielobjektsuche?

Bei der ZOS sucht der Hund auf Anweisung des Hundeführers nach kleinen Gegenständen, auf die er zuvor konditioniert wurde.

Welche Zielobjekte eignen sich gut?

Als Suchgegenstände für die ZOS eignen sich zahlreiche Objekte, die aber möglichst klein sein und aus unterschiedlichen Materialien bestehen sollen, wie zum Beispiel

  • Münzen (Metall)
  • Stifte (Kunststoff)
  • Würfel (Holz)
  • Wäscheklammern (Holz oder Kunststoff)
  • Radiergummis (Kautschuk)
  • Lappen-Fetzen (Stoff)
  • Filzstücke
  • Lederstücke
  • Feuerzeuge (Kunststoff)

Für jeden einzelnen Gegenstand sollte ein eigenes Behältnis vorhanden sein, in welchem das Zielobjekt nach der Suche aufbewahrt wird, um den spezifischen Geruch zu erhalten. Es wird sogar empfohlen, ein Behältnis passend zum Material des Suchgegenstandes zu verwenden, also für Lederstücke einen Lederbeutel, für Kunststoffobjekte eine Kunststoffdose usw.

Zielobjektsuche: Hund sucht ein Zielobjekt

Jedes Zielobjekt sollte sein eigenes Behältnis erhalten.

Wie funktioniert die ZOS?

Die zu suchenden Gegenstände werden vom Hund zum einen am Eigengeruch, zum anderen auch am daran haftenden Geruch des Hundehalters erkannt. Da der Geruchssinn des Hundes ungefähr eine Million mal feiner ist als der des Menschen, kann der Vierbeiner nach entsprechendem Training immer genau denjenigen Gegenstand erschnüffeln, den der Hundehalter ihm ansagt – sogar, wenn dieser in einem Behälter oder unter anderen Gegenständen versteckt wird. Der Hund lernt im Training, seinen Fund durch Einnahme der Platz-Position unmittelbar vor dem Zielobjekt oder dessen Versteck anzuzeigen. Die Aufnahme des Gegenstandes, Verbellen oder Kratzen sind tabu und werden im Training ignoriert, während die korrekte Anzeige durch das Platz positiv bestärkt wird.

Die ZOS kann mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden individuell an das Leistungsniveau des jeweiligen Hundes angepasst werden und ermöglicht so die langsame Steigerung der Anforderungen im Training. Für Hunde, denen die vorgegebenen Wettkampfbedingungen zu anspruchsvoll sind, eignen sich dennoch die leichteren Disziplinen wunderbar als tägliche moderate Beschäftigung.

Welche vier Arten gibt es in der Zielobjektsuche?

Bei der ZOS unterscheidet man die vier Disziplinen Päckchenstraße, Suchwand, Trümmerfeld und offenes Gelände.

Die 4 Arten der Zielobjektsuche

In Trainingskursen und unter Wettkampfbedingungen wird die ZOS in vier unterschiedliche Disziplinen eingeteilt, welche die Hunde vor völlig verschiedene Herausforderungen bei der Suche stellen:

  1. Päckchenstraße: Auf einer freien Fläche werden unterschiedliche Behälter wie Kartons, Eimer oder Koffer aufgereiht, die mit Geruchslöchern versehen sind. Der Hund arbeitet sich schnüffelnd an diesen „Päckchen“ entlang, bis er den zu suchenden Gegenstand in einem von ihnen findet und durch die Platz-Position dem Hundeführer anzeigt.
  2. Suchwand: Bei diesem Aufbau werden die Behälter übereinander gestapelt, damit der Hund auch lernt, nach oben zu suchen; auch feste Wände mit sogenannten Riechschächten darin können genutzt werden. Hat der Vierbeiner das Zielobjekt gefunden, zeigt er es wie immer durch Einnehmen der Platzposition vor der Wand an.
  3. Trümmerfeld: Auf einer begrenzten Fläche werden viele verschiedene Gegenstände (Kartons, Koffer, alte Möbel, große Steine usw.) willkürlich angeordnet, zwischen denen das jeweilige Zielobjekt versteckt wird. Der Hund muss also das gesamte Trümmerfeld absuchen.
  4. Offenes Gelände: Bei dieser wohl anspruchsvollsten Variante wird das Zielobjekt auf einer weiträumigen freien Fläche ausgelegt, die dem Hund zunächst keinerlei Anhaltspunkt vermittelt, wo er mit der Suche starten soll. Er muss diese systematisch ablaufen, um den Gegenstand zu finden.

Wieso ist die Zielobjektsuche für den Hund sinnvoll?

Die vielen unterschiedlichen Hunderassen wurden ursprünglich gezüchtet, um ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen – sei es als Jagdhelfer, Wächter, zum Hüten und Treiben des Viehs oder als Schutzhund. Heutzutage müssen aber die meisten Hunde keine dieser Aufgaben mehr übernehmen, sondern werden einfach nur als Haus- oder Familienhund gehalten. Dies führt dazu, das unzählige Vierbeiner unter chronischer Unterbeschäftigung leiden, was sich nicht selten in unerwünschten Verhaltensweisen bis hin zu schwerwiegenden Verhaltensproblemen niederschlägt.

Hundesportarten wie die Zielobjektsuche bieten für solche Hunde eine wunderbare Alternativbeschäftigung, die neben der körperlichen auch die geistige Auslastung der Vierbeiner zum Ziel hat und so effektiv Verhaltensproblemen vorbeugen oder entgegenwirken kann. Die intensive Sucharbeit bei voller Konzentration ist für die Hunde tatsächlich recht anstrengend, so dass bereits einige Minuten ZOS mit einem ausgiebigen und langen Spaziergang an der Leine gleichzusetzen sind. Durch die intensive Zusammenarbeit von Hund und Mensch wird zudem eine enge Bindung gefördert, gegenseitiges Vertrauen gestärkt und der Grundgehorsam des Hundes zum angenehmen Begleithund ausgebaut.

Zielobjektsuche im Freien

Die Zielobjektsuche sorgt für die geistige und körperliche Auslastung des Hundes.

Welche Hunde eignen sich für die Zielobjektsuche?

Für diese Sportart gibt es keinerlei Beschränkungen hinsichtlich der Rasse. Jeder Hund ist mit einem sehr guten Geruchssinn ausgestattet, der es ihm ermöglicht, die konditionierten Gegenstände zu erschnüffeln. Selbst Hunde mit Handicap, wie etwa blinde oder sonst körperlich eingeschränkte Vierbeiner können diesen Sport erlernen und ausüben, wenn auch vielleicht nicht in jeder Disziplin und unter Wettkampfbedingungen.

Grundsätzlich muss selbstverständlich immer das individuelle Leistungsniveau des Hundes beim Training und der Suche nach den Zielobjekten berücksichtigt werden. Sehr aktive, bewegungsfreudige Rassen wie etwa die Hütehunde (z.B. Border Collie, Australian Shepherd, Kelpie) und Gebrauchshunde (z.B. Malinois, Deutscher Schäferhund, Boxer) oder auch die „Schnüffelexperten“ aus dem Jagdbereich (z.B. alle Stöberhunde und viele Terrier) können hier sicher höher gefordert werden als weniger bewegungsaktive oder bereits ältere Hunde. Dennoch ist die ZOS eine sehr gute Methode, jedem Hund eine an seine Möglichkeiten perfekt angepasste Beschäftigung und Auslastung zu bieten.

Wann fängt man mit der Zielobjektsuche an?

Spielerisch kann der Spürtrieb bereits beim Welpen trainiert werden, mit der gezielten ZOS-Ausbildung solltest Du warten, bis der Hund bereits die Grundkommandos wie Sitz, Platz und Hier gelernt hat.

Ab wann kann man mit der Zielobjektsuche anfangen?

Mit der spielerischen Förderung der Nasenarbeit kann bei den meisten Hunden bereits im Welpenalter begonnen werden. Das Suchen eines versteckten Lieblingsspielzeuges macht beinahe jedem jungen Hund Spaß und kann vom Hundehalter durch entsprechende Bestärkung locker im täglichen Spiel trainiert werden.

Die Konditionierung auf immer kleinere Suchgegenstände setzt dann aber schon eine gewisse Reife des Hundes voraus. Optimal ist es, wenn der Vierbeiner zunächst die Grundbegriffe der Hundeerziehung wie das Kommen auf Ruf und die Kommandos für Sitz, Platz, Bleib und Bei Fuß beherrscht. Wer als Hundehalter bereits eine Welpenspielgruppe in einer guten Hundeschule besucht, kann dort in entsprechenden Aufbaukursen nach der Grundausbildung meist weitere Kurse wie etwa die ZOS belegen, um unter fachlicher Anleitung seinen Hund und sich optimal als Team aufzubauen.

Welche Grundkommandos muss der Hund können?

Bevor Hund und Halter mit dem ZOS-Training starten, sollte bereits eine Grundausbildung mit den gängigsten Kommandos wie „Hier“, „Sitz“ und „Platz“ erfolgt sein. Der Vierbeiner sollte wissen, dass es sich für ihn lohnt, mit seinem Menschen zusammenzuarbeiten und die jeweiligen Kommandos wie gewünscht auszuführen. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Mensch ist die beste Basis für ein aufbauendes Beschäftigungstraining.

Die Konditionierung des Hundes auf „seine“ Suchgegenstände erfolgt in der Regel mit Hilfe eines Clickers. Es ist also hilfreich, wenn der Hund bereits in seiner Grundausbildung diese Erziehungshilfe kennengelernt hat, ansonsten steht die Clicker-Konditionierung am Beginn des ZOS-Trainings. Hat der Hund den Sinn des Clicker-Geräusches als belohnender Verstärker verstanden, kann die Einführung des ersten „Zielobjektes“ starten.

Hund Zielobjektsuche

Grundkommandos wie Hier, Sitz und Platz sind wichtig für die Zielobjektsuche.

Anleitung zum Start: So lernt Dein Hund die Zielobjektsuche

Am Anfang der Ausbildung hält der Hundeführer in einer Hand den Clicker und ein verstecktes Belohnungsleckerli, in der anderen sichtbar den ersten Gegenstand, auf den der Hund konditioniert werden soll. Dieser Gegenstand wird nun sehr deutlich und für den Hund gut verständlich benannt, zum Beispiel „Münze!“, „Würfel!“ oder „Feuerzeug!“. Nachdem beide Hände dem Hund zum Schnüffeln vorgehalten werden, ignoriert man die Untersuchung der „Futterhand“, clickt aber sofort, wenn die Nase des Hundes den Gegenstand berührt, und belohnt unmittelbar mit dem Leckerli. Bereits nach wenigen Versuchen haben die meisten Hunde begriffen, dass sie ihre Belohnung nur dann erhalten, wenn sie das Zielobjekt mit der Nase anstubsen.

Im nächsten Schritt soll der Hund nun lernen, dass er den Gegenstand nicht mehr in der Hand des Hundeführers, sondern auf dem Fußboden anzeigen soll, und zwar, indem er sich unmittelbar vor dem Objekt hinlegt. Dazu erfolgt zunächst der Suchbefehl für den entsprechenden Gegenstand und dann, wenn er diesen anzeigt, die Aufforderung „Platz“. Die Belohnung mittels Clicker und Leckerchen erfolgt sofort, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt.

Mit zunehmender Sicherheit wird der Suchgegenstand immer weiter vom Hundeführer weggelegt oder auch weggeworfen, später dann auch gezielt versteckt. Weitere Zielobjekte werden auf dieselbe Weise eingeführt, wobei sich die Anzahl der konditionierten Suchgegenstände individuell nach der Belastbarkeit des einzelnen Hundes richten muss. Während der eine Vierbeiner bereits mit drei unterschiedlichen Objekten ausgelastet ist, lernt der andere mit großer Freude auch acht, zehn oder noch mehr Objekte sicher zu unterscheiden.

Neben der Anzahl der Zielobjekte muss auch die Zeit für die Sucharbeit individuell an die Möglichkeiten des Hundes angepasst werden. Das sichere Erschnüffeln eines so kleinen Gegenstandes erfordert vom Hund ein hohes Maß an Konzentration, die meist nur wenige Minuten aufrecht erhalten werden kann. Wird der Vierbeiner nervös, unaufmerksam oder beginnt gar zu hecheln, sollte eine Pause eingelegt werden – dies ist bei vielen Hunden bereits nach wenigen Minuten der Fall. Der Hundehalter muss also die Körpersprache seines Hundes gut zu deuten wissen, um richtig zu reagieren und den Spaß des Vierbeiners an der ZOS aufrecht zu erhalten.

Welche Hunde eignen sich für die Zielobjektsuche?

Für die ZOS ist nahezu jeder Hund geeignet, auch ältere oder gehandicapte Hunde kann man dafür begeistern.

Steigerungsformen der Zielobjektsuche

In den professionellen Trainingskursen oder unter Wettkampfbedingungen gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, unter denen die Hunde arbeiten können. Hier gibt es viele Möglichkeiten, die Anforderungen zu erhöhen, wie zum Beispiel

  • Unterschiedlich große Behältnisse in der Päckchenstraße (von max. 10 Liter in Level 1 bis zu 20 Liter in Level 4)
  • Mehr oder weniger „Trümmer“-Gegenstände im Trümmerfeld
  • Unterschiedlich große Fläche im Trümmerfeld oder auf der Freifläche
  • Höhe der möglichen Verstecke im Trümmerfeld (auch auf Kletterhöhe)
  • Verstecken von mehr als einem Suchgegenstand (der Hund darf nur das angesagte Zielobjekt anzeigen)
  • Verstecken von weiteren Gegenständen, die zwar keine konditionierten Zielobjekte sind, aber vom Hundehalter zuvor angefasst wurden und so nach ihm riechen
  • In der Suchwand variable Verstecktiefe der Zielobjekte

Eignet sich mein Hund für die Zielobjektsuche?

Für die Zielobjektsuche ist eigentlich jeder Hund geeignet, denn die Nasenarbeit ist eine natürliche Anlage unserer Vierbeiner. Wenn Dein Hund also beim Spaziergang gerne herumschnüffelt, kannst Du versuchen, dieses Verhalten ganz gezielt auf bestimmte Gegenstände umzuleiten. Am besten suchst Du nach einer professionellen Hundeschule, die ZOS-Kurse anbietet, um unter fachlicher Anleitung die ersten Schritte bei der Zielobjektsuche zu lernen. Hier wird auch die tatsächliche Belastbarkeit Deines Hundes beurteilt, damit immer der Spaß im Vordergrund steht und die gemeinsamen Erfolgserlebnisse euch beide anstacheln.

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