Home Hundewissen von A bis ZHundesport Zughundesport: Ausrüstung, Gelände & Tipps zum Start

Zughundesport: Ausrüstung, Gelände & Tipps zum Start

von Denis Uwelius
0 Kommentar

Wer träumt nicht davon, sich von einem Schlittenhundegespann durch die weißen Weiten Alaskas ziehen zu lassen? Hierzulande bieten sich nicht allzu viele Möglichkeiten für echte Schlittenhunderennen, deshalb gibt es den Zughundesport. Auch ohne Schnee können sich Mensch und Hund beim gemeinsamen Wagenrennen oder Biken verausgaben, sich topfit halten und richtig Spaß haben. Alles zum Zughundesport erfährst Du in diesem Artikel.

Was ist Zughundesport?

Zughunde wurden seit Menschengedenken eingesetzt, um in schneereichen und schwer passierbaren Gebieten Lasten zu ziehen. In Sibirien zogen Huskys Menschen und Gepäck durch die Schneelandschaft, in den Alpen wurden Berner Sennenhunde vor Karren gespannt und brachten die Waren der Bauern auf den Markt. Manche Hunderassen sind dafür prädestiniert, im Gespann einen Schlitten zu ziehen. Diese Fähigkeit nutzt der Zughundesport, bei dem ein Mensch auf einem Gefährt wie einem Wagen oder Tretroller von einem oder mehreren Hunden gezogen wird. Der Breitensport umfasst verschiedene Disziplinen, dazu gehören:
 
  • klassischer Schlittenhundesport,
  • Dog Trike (mit dreirädrigem Trainingswagen),
  • Sacco Cart (mit vierrädrigem Trainingswagen),
  • Dogscooter (mit Tretroller),
  • Bikejöring (mit Fahrrad),
  • Dogtrekking (Wandern mit Hund) und
  • Canicross (Laufen mit Hund).

Was ist Zughundesport?

Beim Zughundesport wird ein Mensch von einem oder mehreren Hunden gezogen. Die verschiedenen Disziplinen reichen vom Joggen oder Radfahren mit Hund bis zum Schlitten- oder Wagenrennen.

Wie funktioniert Zughundesport?

Ob zu Fuß oder auf Rädern, für den Zughundesport werden nur ein Mensch, mindestens ein Hund, Geschirr und Zugseil gebraucht. Beim Canicross wird das Zugseil am Gürtel des Menschen befestigt, und der Hund läuft voran. Je kräftiger und schneller der Hund ist, desto anstrengender wird der Sport für den Menschen, der tatsächlich gezogen wird und sein Tempo steigern muss.

Beim Bikejöring wird das Zugseil mit dem Fahrrad verbunden, das der oder die Hunde ziehen. Wenn ein älterer oder kleiner Hund dabei ist, kann der Fahrer ihn durch Treten in die Pedale unterstützen. Trainierte Biker mit guten Zughunden können aber auch hohe Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen.

Auch vor einen Tretroller lässt sich ein laufbegeisterter Hund gern spannen. Wenn der Hund wirklich ziehen soll, muss der Fahrer aber zuerst lernen, seine Füße still zu halten und nicht unterstützend einzugreifen. Dogscooter erfordert ein gutes Gleichgewichtsgefühl des Menschen, der erst einmal lernen muss, sich aufrecht auf dem Roller zu halten.

Dog Trike oder Sacco Cart eignen sich nur für Hundegespanne, da die dreirädrigen oder vierrädrigen Wagen ein gewisses Eigengewicht haben. Im Gegensatz zu Tretroller oder Fahrrad bieten sie allerdings eine größere Standfestigkeit. Vor allem typische Rudelhunde, die die Gesellschaft ihrer Meute genießen, freuen sich über die anspruchsvolle Zugarbeit im Gespann.

Zughundesport im Wald

Beim Zughundesport wird ein Mensch von einem oder mehreren Hunden gezogen.

Wieso ist Zughundesport für den Hund sinnvoll?

Die meisten Hunde haben von Natur aus ein großes Bewegungsbedürfnis, das bei der häuslichen Haltung in unserer Zeit oft zu kurz kommt. Wird ein Hund aber physisch unterfordert, kann er nicht nur Übergewicht und Folgeerkrankungen entwickeln, sondern auch Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Nicht nur typische Schlittenhunde, sondern die meisten bei uns verbreiteten Rassehunde und Mischlinge lieben die Bewegung vor einem Gefährt und genießen das partnerschaftliche Miteinander mit ihren Menschen. Bestimmte Hunde fühlen sich gerade in einem großen Gespann unter ihren Artgenossen wohl, und die intelligentesten von ihnen möchten als Leithunde Verantwortung übernehmen. Beim Zughundesport muss der Hund lernen, auf die Kommandos des Hundeführers zu hören und sie sofort umzusetzen. So trägt das Training auch zur geistigen Auslastung des Hundes bei. Jeder schlaue und lernbegierige Vierbeiner profitiert davon, sich mit der Zeit immer besser auf seinen Menschen einzustellen und sich mit ihm gemeinsam kontinuierlich zu steigern.

Welche Hunderassen eignen sich für den Zughundesport?

Es gibt typische Schlittenhunde wie Huskys oder Malamutes, denen das Lastenziehen ein natürliches Bedürfnis ist. Aber auch alle anderen gesunden Hunde mit einem ausgeprägten Bewegungsdrang eignen sich für den Zughundesport.

Welche Hunde eignen sich für Zughundesport?

Es gibt bestimmte Hunderassen, die sich vor allem für den Schlittenhundesport hervorragend eignen. Dazu gehören Huskys, Malamutes und Grönlandhunde, da sie besonders ausdauernd, kälteunempfindlich und laufwillig sind. In unseren Breiten aber kommt es auf die Kälteresistenz weniger an und im Prinzip kann sich jeder gesunde Hund für den Zughundesport begeistern. Zum Glück gibt es verschiedene Disziplinen, die den unterschiedlichen Begabungen entgegenkommen. Selbst ein kleiner Dackel kann Freude am Canicross entwickeln, wenn Herrchen oder Frauchen sich auf dem passenden Fitnesslevel bewegt.

Hunde, die von Natur aus für das Leben im Rudel prädestiniert sind, eignen sich vor allem für das Wagenziehen in der großen Gruppe. Dabei werden als Leithunde besonders begabte Tiere gebraucht, die die Befehle des Mushers blitzschnell aufnehmen und umsetzen können. Aber auch Hunde, deren Lerneifer weniger stark ausgeprägt ist, können vor dem Fahrrad, Tretroller oder ihrem joggenden Partner laufen und bald die nötigen Grundkommandos verinnerlichen.

Welches Geschirr wird für den Zughundesport benötigt?

Für den Zughundesport wird ein spezielles Zuggeschirr gebraucht. Dieses sitzt genau auf der Brust und lässt den Schultern volle Bewegungsfreiheit. Außerdem verrutscht es nicht nach oben zum Hals, wo es die Atmung des Hundes beeinträchtigen könnte.

Ab wann kann man mit Zughundesport anfangen?

Für die Zugarbeit dürfen nur ausgewachsene Hunde mit einem stabilen Knochengerüst eingesetzt werden. Die meisten Hunde sind im Alter von 12 bis 18 Monaten belastbar genug. Aber schon in den ersten Lebensmonaten können Welpen mit leichten Trainingsübungen an den Sport herangeführt werden. Vielleicht gewöhnen sie sich schon einmal daran, ein kleines Zuggeschirr zu tragen, und laufen beim Joggen oder Radfahren ohne Leine nebenher.

Welche körperlichen Voraussetzungen muss der Hund erfüllen?

Besonders wichtig ist ein gesundes Herz-Kreislaufsystem, außerdem dürfen grundsätzlich nur Hunde Zughundesport betreiben, die keine Gelenkerkrankungen aufweisen. Bei einer Hüftgelenksdysplasie ist der Sport unter Umständen sogar förderlich, dann aber sollte der Hund nur nach Absprache mit dem Tierarzt mit einem professionellen Trainer arbeiten. Ein Gesundheitscheck vor dem Start kann sicherstellen, dass der Hund rundum fit ist.

Zughundesport mit Huskys

Für die Zugarbeit dürfen nur ausgewachsene Hunde mit einem stabilen Knochengerüst eingesetzt werden.

Welche Grundkommandos muss mein Hund beherrschen?

Die wichtigsten Kommandos stammen aus dem Schlittenhundesport:

  • Stop oder Whoa: Stopp/Halt!
  • Haw: Links
  • Gee: Rechts
  • Over haw: Links vorbei
  • Over gee: Rechts vorbei
  • Come haw: Wenden links
  • Come gee: Wenden rechts
  • Go, Hike oder Mush: Los/Vorwärts!
  • Straight ahead: Geradeaus

Welche Voraussetzungen muss ich als Hundehalter erfüllen?

Auch für den Menschen stellt der Zughundesport eine Herausforderung dar. Je nach Sportart und Stärke des Hundes ist eine gewisse Fitness nötig. Aber wer zu Beginn noch etwas schwerfällig ist, darf sich besonders schnell über Erfolgserlebnisse freuen. Denn ein agiler Hund reißt seinen Halter mit und bringt ihn auf Trab. Das Wichtigste ist ohnehin der Spaß an der Bewegung im Freien, die auch einmal mit einem Bad in einer Pfütze enden kann. Wer sich gern bei jedem Wetter draußen aufhält und keine Angst hat, sich schmutzig zu machen, für den ist Zughundesport genau das Richtige.

Tipps zum Start: So lernt Dein Hund Zughundesport

Bevor es richtig losgeht, sollte der Hund zunächst an das Geschirr gewöhnt werden und wissen, dass er nur ziehen darf, wenn er eingespannt ist. Auch wenn der Hund sofort losrennen möchte, sollte er zuerst lernen, vor dem Start Ruhe zu bewahren und auf das Startkommando zu warten. Die meisten Hunde haben verinnerlicht, dass sie nicht an ihrer Leine ziehen sollen, und müssen sich erst einmal umstellen. Dass der Hund jetzt auf Kommando ziehen soll und darf, lernt er am besten mit Lob und Leckerli. Dann kommt die Last dazu, die der Hund ziehen soll. Die meisten Hunde können problemlos das Vierfache ihres Körpergewichts ziehen, typische Schlittenhunde schaffen oft sogar das Neunfache ihres Gewichts. Wenn das Gewicht des Mushers und des Wagens passend zur Stärke des Hundes ausgewählt wird, besteht kaum die Gefahr einer Überlastung des Hundes. Außerdem wiegt die Last beim Ziehen in der Waagerechten weitaus weniger schwer als beim Aufwärtsziehen.

Wichtig bei den ersten Übungen ist, dass der Hund nicht beim Loslaufen einen harten Ruck verspürt. Sonst verbucht er die Erfahrung womöglich als schmerzhaften Fehlschlag und versucht es mit dem Ziehen nicht noch einmal. Sobald das Ziehen auf Zuruf gut klappt, können die Strecken mit der Zeit länger und anspruchsvoller werden.

Anspannarten im Zughundesport

Grundsätzlich wird zwischen zwei Anspannarten unterschieden, der einfachen Seilanspannung und der Pulkaanspannng. Bei der Seilanspannung wird der Hund durch ein Zugseil direkt mit dem Führgürtel des Menschen oder mit dem Bike oder Roller verbunden. Dabei verhindert die Antenne, eine spezielle am Zuggefährt angebrachte Stange, dass sich das Seil verheddert. Bei der Pulkaanspannung, die vor allem beim Sacco Cart und Trike verwendet wird, kommt ein Zugbügel, die sogenannte Pulkastange, aus einer mittleren oder zwei äußeren Stangen hinzu. Sollen mehrere Hunde einen Leiterwagen ziehen, werden sie zumeist rechts und links von einer Mittelstange angespannt (Einspännerscherer). Zieht nur ein Hund Roller oder Bike, kommt die sogenannte Zweispännerdeichsel mit einem Zugbügel zwischen zwei Außenstangen zur Anwendung.

Wann fängt man mit Zughundesport an?

Im Alter von 12 bis 18 Monaten sind Hunde zumeist bereit für den Zughundesport. Mit dem Wettkampfsport dürfen sie erst beginnen, wenn ihr Knochengerüst ausgewachsen und stabil ist.

Voraussetzungen für den perfekten Start: Ausrüstung & Gelände

Für die ersten Trainingseinheiten braucht der Hund ein passendes Zuggeschirr. Das Geschirr muss auf der Brust liegen, sodass die Schultern volle Bewegungsfreiheit haben, und darf nicht hochrutschen und auf die Luftröhre drücken. Für das Joggen oder Biken mit Hund wird weiter eine Jöringleine mit Ruckdämpfer von etwa zwei Metern Länge benötigt. Der Läufer braucht einen Running Belt mit Beinschlaufen, der den Zug optimal auf die untere Rückenpartie und das Gesäß verteilt. Beim Dogscooter und Bikejöring dient eine Bikeantenne am Roller oder Fahrrad als Befestigungsvorrichtung für die Zugleine.

Welches Gelände und welches Klima bieten sich an?

Zughundesport ist vor allem ein Sport für die kühlere Jahreszeit, da Hund und Halter bei Temperaturen von mehr als 15 Grad zu schnell ins Schwitzen kommen. Aber das Laufen durch winterliche Landschaften beansprucht die Pfoten des Hundes stark, und Minustemperaturen fordern den Vierbeiner körperlich heraus. Deshalb sollten die ersten Versuche bei frühlingshaften oder herbstlichen Temperaturen auf nicht gefrorenem oder schneebedecktem Boden stattfinden. Um mit dem Zughundesport zu beginnen, sollten Mensch und Hund sich erst einmal auf einfachem Gelände eingewöhnen. Das Laufen auf befestigten Waldwegen fällt dem Hund leichter als auf Wiesengras, und für die empfindlichen Pfoten empfiehlt sich kein harter Asphalt. Um Zusammenstöße mit Joggern und Fußgängern zu vermeiden, bieten sich die frühen Morgenstunden im noch menschenleeren Park oder Stadtwald an.

Eignet sich mein Hund für Zughundesport?

Jeder lauffreudige und gesunde Hund kann sich beim Zughundesport austoben. Viele einheimische Rassen und Mischlinge aller Art eignen sich für die verschiedenen Disziplinen dieses variantenreichen Breitensports. Es kommt nur darauf an, dass Hund und menschlicher Partner in puncto Körpergröße und Fitness harmonieren. Um Gelenkerkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme auszuschließen, empfiehlt sich vor dem Beginn ein Check-up beim Tierarzt. Ob Hund und Halter sich bereits lange kennen oder ihre Bindung erst noch ausbauen müssen, spielt keine Rolle.

Für den Anfang muss der Hund nur aus Sicherheitsgründen die wichtigsten Kommandos beherrschen, damit es nicht zu Zusammenstößen kommt. Wer mit seinem Vierbeiner regelmäßig beim Zughundesport antritt, wird bald feststellen, dass sich ganz von selbst eine immer tiefer gehende Bindung entwickelt.

Diese Hunde suchen ein Zuhause

Schreibe einen Kommentar

* Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.