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Angsthunde: Angst durch Vertrauen ersetzen

von Denis Uwelius
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Angst tritt bei Hunden in verschiedenen Formen auf. Sie zeigt sich in bestimmten Situationen oder auch generalisiert. Die Angsthunde fühlen sich von ihrer Umgebung überfordert. Vor allem im Senior-Alter können sich Hunde durch das Nachlassen der Sinne in Angsthunde verwandeln, die unter ihrer Unsicherheit leiden. Damit der Angsthund sich nicht ständig in einer für ihn unangenehmen Situation befindet, sollten immer sichere Rückzugsräume geschaffen werden. 

Angsthunde – die Ursachen

Die Ängste von Hunden verändern sich im Lauf des Lebens durch Erfahrungen. Ob ängstliche Hunde aus dem Ausland oder einem Tierheim oder Welpen von einem Züchter, jeder Hund entwickelt spezifische Ängste.

Die häufigsten Ursachen von Ängsten

  • Genetisch bedingte Angst 
  • Missbildungen, die zu einer Einschränkung des Sehsinns oder Gehörsinns führen 
  • Schlechte Prägung und Sozialisierung 
  • Negative Erfahrungen, die zu falschen Verknüpfungen führen
  • Hartes Training ohne positive Verstärkung. Das Training des Hundes erfolgt durch Strafe und Angst
  • Der Hundehalter ist keine Führungspersönlichkeit, auf die sich der Hund verlassen kann. 

Um einem Hund die Angst zu nehmen, muss man ihn entsprechend trainieren und neues Vertrauen aufbauen. Erfolgt kein Training, verschlimmert sich das Angstverhalten meistens zu einer Phobie, einer krankhaften Angststörung. 

Angsthunde – so entwickeln Hunde Ängste

Angst wird nicht nur durch eine genetische Anlage ausgelöst. Die Hunde sammeln während ihrer Entwicklung Erfahrungen und lernen spezielles Verhalten durch das Beispiel der Mutterhündin oder anderer Artgenossen. Vor allem ängstliche Hunde aus dem Ausland oder aus Tierheimen haben oft Probleme, ihre Ängste zu überwinden und wieder Vertrauen zu den Menschen zu fassen.
Natürlich können verschiedene Ängste auch durch später im Leben gemachte Erfahrungen entstehen. Vor allem bei älteren Hunden, die ihre Umgebung nicht mehr so gut wahrnehmen können, entwickeln sich durch Überforderung Ängste.
Speichert das Gehirn die negativen Erfahrungen ab, vermutet der Hund in der nächsten ähnlichen Situation sofort wieder eine drohende Gefahr

Angsthunde: Hund versteckt sich

 Ein ängstlicher Hund zittert und hechelt. Der Vierbeiner versucht, sich zu verstecken.

 

 

Angsthunde – so erkennst Du Angst bei Hunden 

Hunde drücken ihre Angst vor allem über die Körpersprache aus.  

  • Die Rute wird zwischen die Beine gezogen. 
  • Die Körperhaltung ist geduckt. 
  • Der Mund ist leicht geöffnet. 
  • Die Ohren werden eng an den Kopf angelegt. 

Wie merkt man, dass ein Hund sich wohlfühlt?

Der Hund ist entspannt. Die Ohren sind nicht angelegt. Die Lefzen sind geschlossen. Eventuell legt sich der Hund auf den Rücken und präsentiert dem Hundehalter seinen Bauch zum Kraulen.

Mit Calming Signals wird eine Beruhigung des Gegners versucht 

  • Es besteht kein Blickkontakt mehr. 
  • Die Hunde wenden den Kopf ab.
  • Die Lefzen werden geleckt. 
  • Der Hund gähnt

Wirkung von Angst auf den Körper

Der Hund erkennt eine vermeintliche Gefahr und befindet sich sofort in einem Alarmzustand. In den Nebennieren werden größere Mengen von Stresshormonen, Adrenalin und Noradrenalin, gebildet. Der Hund mobilisiert seine Kraftreserven. Der Blutdruck ist erhöht. Damit wichtige Organe wie das Herz besser versorgt werden können, stehen dem Gehirn und den Verdauungsorganen weniger Blut zur Verfügung. 
Hier findet sich auch die Ursache, warum gestresste Hunde kaum in der Lage sind, Übungen erfolgreich zu absolvieren. Die Lernfähigkeit ist durch die schlechtere Durchblutung des Gehirns eingeschränkt. Für die Flucht oder den Kampf werden hauptsächlich instinktive Abläufe benötigt, damit das Überleben gesichert ist.
Ist die Gefahr gebannt, wird die Ausschüttung der Stresshormone reduziert. Der Hund entspannt sich.  

Wirkung von Stress auf den Körper

Auch bei der Einwirkung von Stressoren auf den Körper beginnen die Nebennieren, verstärkt Stresshormone auszuschütten. Herzschlag, Puls und Atemfrequenz sind erhöht.
Lässt der Stressreiz nach, kann der Hund in eine Ruhephase übergehen. Anders verhalten sich die Vierbeiner bei Stress, der über einen langen Zeitraum andauert. Längerer Stress hat bis auf die Zellebene Auswirkungen auf den Körper. Das Immunsystem des Hundes wird durch die ständige Alarmbereitschaft geschädigt. Die Tiere sind anfälliger für Erkrankungen. Durch chronische Entzündungen wird die Selbstregulation der Zellen eingeschränkt. Das Wachstum von Tumoren wird begünstigt. Der ständige Stress hat auch negative Auswirkungen auf das Gehirn, das nach einiger Zeit zu schrumpfen beginnt. 
Bevor die negativen Zustände eintreten, sollte ein unsicherer und gestresster Hund durch Training unterstützt werden, eine bessere Stressresilienz zu erlangen.

Angsthunde – Stressfaktoren erkennen und minimieren

Um Stress für den Hund zu verringern, müssen zuerst die Stressfaktoren identifiziert werden. Da manche Stressoren nur kurz auftreten, sind sie für den Hundehalter nicht zu erkennen. Trotzdem können allgemeine Übungen durchgeführt werden, um den Stresslevel des Hundes zu senken. 

Stress wird verringert durch

  • Bewegung 
  • Führen eines normalen Hundelebens 
  • Freiheit zum Schnüffeln 
  • Ausleben der Grundbedürfnisse wie hüten, buddeln, rennen 
  • Ungestörte Schlafzeiten 
  • Keine Störungen bei der Fütterung 
  • Aufmerksamkeit und Kuscheln mit dem Hundehalter 
  • Vermeidung von Langeweile durch die abwechslungsreiche Gestaltung des Hundelebens.  
  • Gewaltfreies Training mit positiver Verstärkung 
  • Steigerung der Stressresilienz durch die Schaffung von Sicherheitsräumen. 
  • Unterbrechung aufregender Spiele, bis sich der Hund beruhigt hat und sein Stressniveau wieder normal ist. 
Angsthunde: Hund wird gestreichelt

 Liebevolles Streicheln kann Hunde beruhigen.

Wie zeigt ein Hund Vertrauen?

Ein Hund, der seinem Halter vertraut, hält sich gerne in dessen Nähe auf. Die Anwesenheit des Hundehalters kann dem Hund die Angst nehmen. Der Vierbeiner schaut seiner Bezugsperson direkt in die Augen und nimmt dabei eine entspannte Körperhaltung ein.

Behandlung von Angsthunden

Damit sich ängstliche Hunde nicht in ihre Angst hineinsteigern, sollte der Hundehalter beruhigend auf seinen Hund einwirken. Langsames Streicheln oder eine Tellington Touch Massage senken das Stressniveau. Bei der Beruhigung des Hundes ist eine entspannte Körpersprache wichtig. Der Hund kann erkennen, dass alles in Ordnung ist und er sich in Sicherheit befindet. Ruhige Worte tragen auch zur Entspannung des Hundes bei.
Reagiert der Hund immer wieder mit Angst auf die gleiche Situation wie zum Beispiel ein lautes Geräusch, sollte bei jedem Spaziergang ein sicherer Rückzugsort eingeplant werden. Als Ort kann das Auto gewählt werden. In der Wohnung bietet sich eine Hundebox als sicherer Rückzugsort an. Hier sollte der Hund immer entscheiden können, ob er sich weiter in der Box aufhält oder diese lieber verlassen möchte.
Bestrafung und laute Worte sind in Angstsituationen immer fehl am Platz, da der Hund durch diese Behandlung noch mehr gestresst wird.
Sind die Stressoren bekannt, kann der Hund über Training positive Verknüpfungen aufbauen und so seine Angst reduzieren.
Ist der Hund in vielen Situationen gestresst und ängstlich, sollte mit einem Tierarzt Rücksprache gehalten werden, ob eventuell für einige Zeit die Verabreichung von Medikamenten sinnvoll ist, damit der Hund bei dem Training leichter lernen kann.
Ätherische Öle wie Lavendel und Damaszener Rose wirken beruhigend und helfen, den Stress abzubauen. Auch mit der Verabreichung von pflanzlichen Nerventropfen können bei gleichzeitigem Training beachtliche Erfolge erzielt werden.

Training für Angsthunde

Damit Angsthunde nicht für den Rest ihres Lebens von der Angst beeinträchtigt werden, kann ein spezielles Training durchgeführt werden. Der Hund hat Angst, was also tun? Im Mittelpunkt des Trainings sollte immer die Verbesserung der Beziehung von Hund und Halter stehen. Nur durch eine liebevolle und auf Vertrauen basierende Beziehung erhält der Hund die Sicherheit und das Selbstbewusstsein, das es ihm ermöglicht, allen Situationen im Alltag gelassen zu begegnen.  

Beispiel für ein Training bei Angst vor lauten Geräuschen

Zuerst muss eine Desensibilisierung des Hundes erfolgen. Leise Geräusche werden durch eine Belohnung positiv verknüpft. Der Hund lernt, dass er bei einem Geräusch eine attraktive Belohnung erhält. Mit der Zeit kann die Lautstärke des Geräusches gesteigert werden. Hat sich das Programm Geräusch-Belohnung im Gehirn durch Übungen gefestigt, zeigt der Hund keine Angstsymptome mehr.
Hunde mit Gewitterangst können durch Anlegen eines Thundershirts trainiert werden. Das eng am Körper des Hundes anliegende Shirt erzeugt einen gleichmäßigen, leichten Druck, der auf den Hund beruhigend wirkt. Toleriert der Hund das Anziehen eines Shirts nicht, kann das Training auch mit einem Tellington-Band durchgeführt werden. 

Wie trainiere ich einen Angsthund?

Ist ein Hund ängstlich, muss in langsamen Schritten eine Vertrauensbasis aufgebaut werden. Bindungsspiele, Suchspiele und gemeinsame Unternehmungen fördern die Bindung. Durch positive Verstärkung sammelt der Hund neue positive Erfahrungen.

Training mit Bachblüten

Mit Bachblüten kann das Selbstbewusstsein des Hundes gestärkt und seine Angst verringert werden. Alte Traumata werden leichter aufgearbeitet und bei dem Training beseitigt.
Für die Verabreichung sollten Globuli bevorzugt werden, da die originalen Bachblüten-Tropfen Alkohol enthalten.

Training bei Trennungsangst

Die Übungen bei diesem Training sollten immer in kleinen Schritten erfolgen. Vor der Trennung von dem Hundehalter sollte der Hund abgelenkt sein. Dazu eignet sich gut ein gefüllter Kong oder ein natürlicher Kausnack. Das Kauen beschäftigt den Hund, wirkt entspannend und baut Stress ab. Bei den ersten Übungen sollte sich der Hundehalter nur in einem benachbarten Zimmer befinden. Später kann der Schwierigkeitsgrad der Übungen gesteigert werden, indem der Hundehalter für einige Minuten die Wohnung verlässt.
Um dem Hund ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln, wird in das Körbchen ein gebrauchtes Kleidungsstück gelegt. Der Hund kann so jederzeit den Geruch seiner Bezugsperson wahrnehmen.
Bei sehr starker Trennungsangst sollte das Training durch Medikamente, die von einem Tierarzt verordnet werden, unterstützt werden.

Besonderheiten bei Angsthunden aus dem Ausland

Angsthunde aus dem Ausland haben meist viele negative Erfahrungen gesammelt. Aufgewachsen in einer reizarmen Umgebung, sind die Hunde kaum an Menschen gewöhnt. Eine Sozialisierung hat nicht stattgefunden. Ein Angsthund aus dem Ausland muss oft erst lernen, eine Beziehung zu einem Menschen aufzubauen und Vertrauen zu entwickeln. 
Hier helfen einfache Bindungsübungen, Futtersuchspiele und gemeinsame Jagdspiele. Durch die gemeinsame Zeit kann der Vierbeiner positive Erfahrungen sammeln und Reize positiv verknüpfen. 
Die ersten Übungen sollten immer in einer ruhigen Umgebung durchgeführt werden, damit der Hund nicht durch äußere Reize überfordert wird. Während des Trainings sollte auf Stressanzeichen geachtet werden. Ist der Hund überfordert, benötigt er eine Pause. Das Lerntempo wird ausschließlich durch den Angsthund bestimmt. Für das Training von Angsthunden aus dem Ausland benötigt der Hundehalter viel Geduld und Zeit. Handelt es sich um eine generalisierte Angst, sollte immer gemeinsam mit einem Trainer gearbeitet werden.

Kann aus einem Angsthund ein normaler Hund werden?

Auch, wenn die Ängste des Hundes zum größten Teil beseitigt sind, wird sich der Hund in den folgenden Jahren immer an seine schlechten Erfahrungen erinnern. Er wird nicht mehr so stark ängstlich reagieren, da er aus der Beziehung zu seiner Bezugsperson Sicherheit gewinnt. 

Fütterung bei Angsthunde – was ist zu beachten?

Kauen wirkt beruhigend.  Nahrungsmittel mit beruhigenden Inhaltsstoffen entspannen. Dazu gehören grüner Hafer, Fischöl gegen oxidativen Stress, Probiotika und Präbiotika für den Darmtrakt.
Futterergänzungsmittel mit Vitamin B, GABA, L-Tryptophan und anderen Aminosäuren greifen in den Gehirnstoffwechsel ein. Es werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet, die die Nerventätigkeit regulieren. Zylkene oder spezielle Trockenfutter enthalten ein Milchprotein, das auch in der Muttermilch und im Darm von Welpen enthalten ist. 

Wann sollte ich einen Experten hinzuziehen?

Reagiert der Hund in vielen Situationen ängstlich oder liegt eine generalisierte krankhafte Angststörung vor, sollte das Training gemeinsam mit einem auf Angsthunde spezialisierten Trainer erfolgen. Durch die Untersuchung bei einem Tierarzt wird abgeklärt, ob körperliche Ursachen für die Angst verantwortlich sind. In diesem Fall benötigt der Hund Medikamente.

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