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Tränenfluss beim Hund – Wie gefährlich sind tränende Augen?

von Michelle Breitenfeld
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Dem Blick aus treuen Hundeaugen kann kaum jemand widerstehen – was aber tun, wenn dem Vierbeiner die Augen ständig tränen? Ist es nur ein kosmetisches Problem, wenn die Tränenspur als bräunlich-rote „Straße“ durch das Fell nach unten verläuft? Oder ist das ein Grund zur Sorge und höchste Zeit für einen Tierarztbesuch? Tränende Augen (medizinisch “Epiphora“) bei Hunden können ganz unterschiedliche Ursachen haben, die unbedingt abgeklärt werden sollten. Alles über Tränenfluss beim Hund erfährst Du in diesem Artikel.

Tränende Augen bei Hunden – wie kommt es zu Augenausfluss?

Das Auge ist ein sehr komplexes, empfindliches Organ. Um es vor Verunreinigungen und Schäden zu schützen, produzieren kleine Drüsen in den Augenlidern die wässrige Tränenflüssigkeit, mit der die Oberfläche des Auges permanent feucht gehalten wird. Außerdem dienen Eiweißbestandteile in den Tränen dazu, die Zellen der Hornhaut zu ernähren. Abgeleitet wird die überschüssige Tränenflüssigkeit am gesunden Auge über den Tränen-Nasen-Kanal, der beidseits vom inneren Augenwinkel in den Nasen-Rachenraum führt.

Wenn die Tränenflüssigkeit nicht ausreichend abgeleitet wird und das Auge tränt, kann das entweder an einer zu hohen Flüssigkeitsproduktion liegen oder aber an einem gestörten Ablauf durch den Tränen-Nasen-Kanal. Auch eine Veränderung des eigentlich klaren, wässrigen Tränensekrets, etwa durch Blut-, Eiter- oder Schleimbeimengung, ist ein Hinweis auf einen krankhaften Prozess. Für einen übermäßigen Tränenfluss beim Hund gibt es zahlreiche unterschiedliche Ursachen, die vom Tierarzt mit Hilfe spezieller Untersuchungsmethoden herausgefunden werden können.

Warum weinen Hunde Tränen?

Im Gegensatz zum Menschen drücken Hunde ihre Emotionen nicht durch Weinen aus. Wenn dem Hund die Augen tränen, ist das meist ein Hinweis auf eine Erkrankung oder die Folge einer Fehlbildung am Auge, den Augenlidern oder der Nase.

Mögliche Ursachen für Augenreizungen und Tränenfluss

In manchen Fällen ist ein vermehrter Tränenfluss bei Hunden nur eine kurzfristige, vorübergehende Erscheinung, die wie bei uns Menschen auch zum Beispiel durch Zugluft, ein Staub- oder Sandkorn oder eine leicht reizende Substanz ausgelöst wird. Dauert der übermäßige Tränenfluss aber an oder verändert sich die Tränenflüssigkeit, dann kann eine der nachfolgenden Ursachen zugrunde liegen:

  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis), ausgelöst durch Bakterien, Viren, Pilze, Allergien oder auch Fremdkörper; erkennbar meist an einer deutlichen Rötung der Schleimhaut
  • Entzündung der Nickhaut (das dritte Augenlid, welches bei Hunden im inneren Augenwinkel liegt), die vor allem bei jungen Hunden vorkommt (Konjunktivitis follikularis)
  • Reizungen, Entzündungen oder Verletzungen der Hornhaut (Keratitis) oder der Augenlider (Blepharitis) der betroffenen Hunde
  • Infektionskrankheiten (wie Staupe, Zwingerhusten), die auch die Nasenschleimhäute oder die Nasennebenhöhlen betreffen können
  • Allergische Reaktionen
  • Fremdkörper wie Sand, Gras, Haare, die das Auge reizen
  • Verengung oder Verschluss des Tränen-Nasen-Kanals (kann angeboren sein oder durch andere Erkrankungen wie z.B. Tumoren, Frakturen, Traumata hervorgerufen werden)
  • Fehlstellungen der Augenlider wie Entropium (=nach innen gerollter Lidrand) oder Ektropium (=nach außen gerollter Lidrand), oft rassespezifisch angeboren
  • Augenerkrankungen wie Grüner Star (=Glaukom) beim Hund
  • Parasitäre Erkrankungen (z.B. Augenwürmer, eher selten)
  • Störung der Tränenproduktion durch krankhafte Veränderungen der Tränendrüse, dadurch ist das Auge zu trocken, es brennt und juckt, eitriger Augenausfluss kann auftreten

Wie erkenne ich eine Bindehautentzündung beim Hund?

Bei einer Bindehautentzündung sind die inneren Lidflächen meist stark gerötet, es kommt zu vermehrtem Augenausfluss, und der Hund kneift das betroffene Auge zu oder reibt sich häufig mit der Pfote darüber.

Augenpflege bei Hunden

Tränenfluss beim Hund wird gereinigt

Vorsichtig wird dass Auge mit einem Watte-Pad gereinigt.

Neben der richtigen Therapie ist bei vermehrtem Tränenfluss auch eine gute Pflege der Augen und ihrer unmittelbaren Umgebung sehr wichtig. So sollte das Fell um die Augen regelmäßig gereinigt werden, um eine zusätzliche Reizung der Haut und eine starke Verklebung der Haare zu verhindern. Dazu eignet sich am besten ein weiches Tuch, das nicht fusselt und in lauwarmem Wasser angefeuchtet wird. Krustige oder klebrige Beläge an den Augen können damit vorsichtig eingeweicht und anschließend entfernt werden. Bei stark behaarten Hunden kann es helfen, das Fell um die Augen herum zu kürzen. Wurde beim Tierarzt eine bakterielle Infektion eines Auges festgestellt, sollte zur Vermeidung einer Übertragung für jedes Auge ein anderes Tuch benutzt werden.

Auf chemische Zusätze oder die Verwendung von Kamillentee solltest Du verzichten, um die Augen nicht zusätzlich zu reizen oder auszutrocknen.

Wie entferne ich Tränenstein beim Hund?

Bräunliche Verfärbungen an den inneren Augenwinkeln kommen vor allem bei hellhaarigen Hunden wie Maltesern oder Pudeln vor. Die Verkrustungen entfernst Du am besten regelmäßig mit einem weichen, in lauwarmem Wasser befeuchteten Tuch. 

Hunderassen, die häufiger an Augenausfluss leiden

Bei zahlreichen Hunderassen führen bestimmte Zuchtmerkmale zu Veränderungen an den Augen, die mit dauerhaft erhöhtem Tränenfluss einhergehen können. Dazu zählen zum einen das Ektropium, ein nach außen gedrehtes und nach unten hängendes Unterlid, zum anderen das Entropium, bei dem der nach innen gerollte Lidrand zu einer ständigen Reizung des Auges durch Wimpern und Fellhaare führt.

Beispiele für Hunderassen mit häufigem Ektropium:

  • Bernhardiner
  • Basset
  • Bloodhound
  • Old English Bulldog
  • Cocker Spaniel

Beispiele für Hunderassen mit häufigem Entropium:

  • Mops
  • Shar Pei
  • Französische Bulldogge
  • Chow-Chow
  • Rottweiler

Auch zeigen einige kleine Hunderassen mit sehr runden Köpfen, kurzen Nasen und großen, hervorstehenden Augäpfeln häufig einen permanenten Augenausfluss, der sich oft durch eine rötlich-braune Verfärbung des Fells an den Augenwinkeln (=“Tränenstein“)bemerkbar macht:

  • Malteser
  • Yorkshire Terrier
  • Chihuahua
  • Peginese

Was kann ich gegen tränende Augen beim Hund tun?

Tritt bei Deinem Vierbeiner ein ungewöhnlicher Augenausfluss auf, solltest Du die mögliche Ursache vom Tierarzt abklären lassen.

Behandlung – Dann solltest Du zum Tierarzt

Wenn bei Deinem Vierbeiner plötzlich ein vermehrter Tränenfluss auftritt, der nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen wieder verschwindet, solltest Du die Ursache abklären lassen. Auch eine Veränderung der Tränenflüssigkeit (durch Schleim, Eiter oder Blut), ungleich große Pupillen oder Schmerzreaktionen des Hundes wie das Zukneifen eines oder beider Augen, häufiges Reiben mit der Pfote oder Kratzen am Auge sind Anzeichen, die einen baldigen Praxisbesuch notwendig machen. Der Tierarzt wird Dich nach möglichen Veränderungen befragen, Deinen Hund gründlich untersuchen und gegebenenfalls spezielle Diagnoseformen einleiten, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dazu werden verschiedene Methoden und Geräte eingesetzt, mit denen zum Beispiel Hornhautverletzungen sichtbar gemacht oder ein erhöhter Augeninnendruck gemessen werden können.

Wichtig für die gezielte Diagnostik sind grundlegende Beobachtungen: Tritt der Augenausfluss beim Hund nur einseitig oder an beiden Augen auf? Ist der Ausfluss klar oder trüb, wässrig, schleimig, blutig oder eitrig-gelb? Sind die Schleimhäute der Augenlider gerötet, blass rosa oder weißlich? Blinzelt der Hund oder kneift das betroffene Auge permanent zu? Diese oder ähnliche Fragen wird der Tierarzt stellen.

Die Behandlung der tränenden Augen beim Hund richtet sich immer nach der gefundenen Ursache. Gegen bakterielle Bindehautentzündungen helfen beispielsweise antibiotische Augensalben oder -tropfen, Fremdkörper müssen aus dem Auge entfernt werden, Verletzungen der Hornhaut bedürfen spezieller Medikamente, und Infektionskrankheiten wie Staupe oder Zwingerhusten müssen systemisch behandelt werden. Wird bei Deinem Hund eine Allergie festgestellt, können ihm antiallergische Medikamente helfen. Wenn möglich, sollte der Kontakt mit den auslösenden Allergenen verhindert werden. Auch Homöopathie kann allergische Reaktionen bei Hunden gezielt bekämpfen. Und bei zu trockenen Augen helfen spezielle Augentropfen, die fehlende Tränenflüssigkeit zu ersetzen und das Auge wieder ausreichend feucht zu halten. 

Fehlstellungen an den Augenlidern wie das Entropium können meist nur chirurgisch behoben werden, um die dauernde Reizung des Auges abzustellen, und auch eine Verengung oder Verlegung des Tränenkanals kann eine Operation notwendig machen. Bei Hunderassen, die zuchtbedingt eine extrem verkürzte Nase und dadurch verengte Tränen-Nasen-Kanäle oder besonders große Augäpfel haben, lässt sich der ständige Tränenfluss aber kaum medizinisch beeinflussen – hier muss an das Verantwortungsbewusstsein der Züchter appelliert werden, die Rassestandards zugunsten einer besseren Tiergesundheit zu überdenken.

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