Blindenhunde helfen Menschen mit einer Sehbehinderung sicher durch den Alltag zu kommen. Die Alltagshelden können anhand ihres weißen Geschirrs erkannt werden. Blindenhunde erkennen Hindernisse wie Ampeln, Treppen oder Türen sofort und führen den blinden Menschen daran vorbei. Hinter dieser beeindruckenden Fähigkeit steckt jedoch auch eine intensive Ausbildung. In diesem Artikel erfährst Du wichtige Fakten über Blindenhunde, die Du vielleicht noch nicht kennst.
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Welche Aufgaben übernehmen Blindenhunde im Alltag?
Ein Blindenhund, auch Blindenführhund genannt, hat verschiedene Aufgaben, die er im Alltag bewältigen muss. Die wohl wichtigste Aufgabe ist, dass der Mensch sicher an seinem Ziel ankommt. Der Blindenhund muss aufkommende Hindernisse erkennen und den Menschen daran vorbeiführen oder gegebenenfalls davor stehen bleiben.
Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus oder Bahn muss sich der Hund unter Beweis stellen. Hier ist es wichtig, dass er freie Sitzplätze sieht, wo sich sein Besitzer hinsetzen kann.
Des Weiteren muss der Vierbeiner auf verschiedene Situationen im Straßenverkehr trainiert sein. Er muss zum Beispiel Ampeln oder Zebrastreifen auf Anweisung erkennen können, um den Menschen sicher durch den Straßenverkehr führen zu können. In geschlossenen Räumen muss der Blindenhund ebenfalls Hindernisse wie Treppen, Türen oder auch Aufzüge finden können.
Ein interessanter Fakt hierbei ist, dass Blindenhunde einen intelligenten Ungehorsam erlernen. Das bedeutet, dass, wenn der Mensch dem Hund befiehlt weiterzugehen, er diesen Befehl bei Erkennung einer Gefahr missachten wird. Trotzdem liegt die Verantwortung allein bei dem Menschen, da dieser den Weg bestimmt und den Hund anweist.
Ausbildung von Blindenhunden
Blindenhunde erhalten eine spezielle Ausbildung.
Schon im Welpenalter werden die Fähigkeiten des Hundes mit einem Wesenstest geprüft. Wenn der Hund diesen besteht, kommt er in den meisten Fällen in eine Patenfamilie, in der er Sozialisierung und erstes Training erfährt. Alltägliche Situationen wie Zugfahren, Kontakt mit anderen Hunden und auch Kindergeschrei sollen dem Hunde Nahe gebracht werden. Wenn der Hund ängstlich reagiert oder seinen Jagdtrieb zeigt, wird die Ausbildung sofort beendet, da ein Blindenhund sich keinesfalls ablenken lassen darf.
Ein Jahr später geht es für den Hund für ein halbes Jahr zu einem professionellen Hundetrainer, der ihn weiter ausbilden soll. Bei diesem muss er anschließend die Begleithundeprüfung absolvieren. Wenn dies geschafft ist, kann das Training mit dem zukünftigen Halter anfangen.
Mit einem speziellen Auswahlverfahren wird bestimmt, ob der Hund und der Mensch zueinander passen. Im ersten Schritt lernen sie sich kennen und trainieren zusammen. Wenn Hund und Mensch zueinander passen, kann die 18-monatige Ausbildung starten. Nach dieser Zeit kann der Vierbeiner bei dem Menschen einziehen.
Wichtig zu wissen ist, dass das Training hier trotzdem nicht endet. Ein Blindenhund muss sein ganzes Leben trainiert werden, damit er die Kommandos einwandfrei beherrscht und keinesfalls vergisst.
Eigenschaften und Fähigkeiten von Blindenhunden
Ein Blindenführhund muss bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringen. Ein ausgeglichenes Temperament sowie eine enge Bindung zum Menschen sind unumgänglich.
Des Weiteren benötigt der Hund eine mittelgroße bis große Statur. Ideal ist es, wenn der Hund eine Schulterhöhe von 50 bis 65 Zentimetern aufweist. Wichtige Charaktereigenschaften sind außerdem Freundlichkeit, Belastbarkeit, Gelehrigkeit sowie eine hohe Intelligenz.
Welche Rassen sind als Blindenhund geeignet?
Für die Ausbildung eines Blindenhundes ist keine bestimmte Rasse vorgeschrieben. Mischlingshunde können sich auch dafür eignen. Es gibt jedoch Hunderassen, die aufgrund ihres Körperbaues und Charakters zu den Vorstellungen eines verlässlichen Blindenhundes passen.
Besonders geeignet ist der Labrador Retriever, da dieser gute Eigenschaften besitzt. Viele Labrador Züchter haben sich mittlerweile ausschließlich auf die Zucht von Blindenhunden spezialisiert. Weitere Rassen wie der Golden Retriever, Deutsche Schäferhund, Königspudel, Airedale Terrier und Riesenschnauzer werden ebenfalls für die Ausbildung bevorzugt.
Prinzipiell ist bei der Auswahl wichtig, dass der Vierbeiner eine Schulterhöhe von 50 bis 65 Zentimetern hat, um in das Führgespann zu passen. Ebenfalls ist ein bestandener Wesenstest von Bedeutung. Ohne diesen ist es nicht möglich, einen Vierbeiner zu einem guten Blindenhund auszubilden.
Bindung zwischen Mensch und Tier
Eine gute Bindung zwischen Blindenhund und Mensch ist sehr wichtig.
Für eine gute Ausbildung zum Blindenführhund ist eine enge Bindung zwischen Mensch und Tier sehr wichtig. Für die Entscheidung, ob der Blindenhund zum Menschen passt, muss jeder potenzielle Halter ein Interview sowie ein Auswahlverfahren durchlaufen. Der Grund für diesen Prozess ist, dass Hund und Mensch von der Mobilität und den Eigenschaften zusammenpassen müssen. Auch der Lebensstil sowie die körperlichen Bedürfnisse des potenziellen Besitzers müssen auf den Blindenführhund abgestimmt sein.
Bei der Haltung eines Blindenhundes ist es wichtig, dass Arbeit und Spaß getrennt werden. Während seines Dienstes darf der Hund nicht gestreichelt werden, da er in der Zeit hoch konzentriert sein muss. Daher ist es auch Außenstehenden nicht zu empfehlen, den Hund ohne den Halter gefragt zu haben, zu streicheln. Ob ein Vierbeiner sich im Dienst befindet, kann durch das weiße Geschirr erkannt werden.
Trotzdem haben Blindenhunde genau die gleichen Bedürfnisse wie andere Hunde. Sie benötigen neben ihrer alltäglichen Arbeit viel Ausgleich. Spielen und Toben mit ihren Artgenossen genießen sie besonders. Daher ist es wichtig, dass Blindenhunde nur eine begrenzte Zeit am Tag ihr Geschirr tragen.
Da der Hundeführer als Navigator fungiert und der Hund die Rolle des Piloten übernimmt, wird ein Paar aus Hundehalter und Blindenhund als Führgespann bezeichnet. Der Hund hört hierbei auf akustische Kommandos von seinem Halter. Die Kommandos werden auch Hörzeichen genannt. Die Grundlage für eine gute Beziehung zwischen Mensch und Vierbeiner ist eine Einführung und selbstverständlich viel Training. Dennoch liegt die Verantwortung immer bei dem Halter, da der Hund bloß auf seine Anweisungen reagiert. Falls das Kommando für den Hund aufgrund eines Hindernisses nicht richtig beziehungsweise gefährlich erscheint, kann sich der Blindenführhund auch der Anweisung widersetzen. Der Mensch muss sich ebenfalls auf das Verhalten des Hundes einstellen, da ein Ausweichmanöver seitens des Hundes keine Seltenheit ist. Wenn beide aufeinander eingestellt sind, bilden Mensch und Hund das perfekte Team.
Kosten – So teuer ist die Ausbildung der Blindenhunde
Für die Ausbildung eines Blindenhundes muss mit hohen Kosten gerechnet werden. Der Preis kann mit einem neuen Kleinwagen gleichgesetzt werden. Die Kosten können zwischen 20.000 und 30.000 Euro liegen.
Jedoch beteiligen sich viele Krankenkassen in europäischen Ländern wie Österreich oder Deutschland an den Kosten für Blindenführhunde. In manchen Fällen übernehmen die Krankenkassen sogar die ganzen Kosten. Begründen lässt sich dies damit, dass der Hund in dem Fall ein „Hilfsmittel“ darstellt. In Deutschland wird ein Blindenführhund dann bezahlt, wenn die Sehschärfe des Versicherten unter 5 Prozent liegt. In Betracht gezogen wird auch, ob der potenzielle Halter eine artgerechte Unterbringung ermöglichen kann. Bei einer Mietwohnung muss der Vermieter der Haltung eines Hundes zustimmen.
Wissenswert ist auch, dass nicht für jeden blinden Menschen ein Blindenhund geeignet ist. Neben dem Dienst hat der Vierbeiner auch noch Grundbedürfnisse wie soziale Kontakte oder genügend Auslauf. Menschen, die alleine leben und vorher keine Erfahrungen mit der Haltung eines Hundes gemacht haben, sind oftmals schnell überfordert. Besonders in Situationen, in denen der Hund Unsinn macht. Der Halter muss ebenfalls sehr mobil sein, um dem Hund ausreichend auslasten zu können.
Blindenhunde in Rente
Bildenführerhunde können nicht ihr gesamtes Leben arbeiten. Regulär befinden sich die Vierbeiner sieben bis zehn Jahre im Dienst. Die Dauer ist von den körperlichen und mentalen Fähigkeiten abhängig und variiert daher von Hund zu Hund.
Wenn der Blindenhund soweit ist, in Rente zu gehen, wird er in den meisten Fällen von einer neuen Familie adoptiert, um seine goldenen Jahre ausleben zu können. Dem ehemaligen Besitzer wird dann wieder ein jüngerer Hund zur Verfügung gestellt.
Geschichte der Blindenhunde
Die Geschichte des Blindenhundes begann schon im Mittelalter. Im 15. Jahrhundert wurde in Strasburg vorgeschrieben, dass Bettler keine Hunde halten dürfen, es sei denn, sie sind blind und auf die Hilfe des Hundes angewiesen. Im 18. Jahrhundert fanden die ersten Versuche, Hunde zu Blindenführhunden auszubilden, in Paris statt. Schließlich wurde die professionelle Ausbildung zum Blindenhund um 1900 eingeführt.
Seitdem können die Hunde nahezu in jeder Stadt gefunden werden. In vielen westlichen Ländern ist es sogar möglich, mit seinem Blindenhund Orte und Plätze zu betreten, an denen normalerweise ein Hundeverbot herrscht.
Die Voraussetzung für einen Blindenhund ist eine Sehkraft unter fünf Prozent.
Tipps für Sehende
Grundsätzlich gibt es vier Regeln für Sehende, die einen Blindenhund im Dienst antreffen.
Regel Nr. 1
Den Hund keinesfalls ablenken. Da sich der Blindenhund im Dienst befindet, muss er sich stark konzentrieren. In diesem Moment darfst Du ihn weder streicheln noch ansprechen.
Regel Nr. 2
Die blinde Person nicht anfassen, da dies den Hund verunsichert. Besser ist es, wenn Du die Person ansprichst, falls sie hilflos wirkt.
Regel Nr. 3
Falls Du mit einem Blindenführhund und seinem Halter an der Ampel stehst und diese grün wird, kannst Du die beiden ruhig darauf aufmerksam machen.
Regel Nr. 4
Wenn Dich der Halter nach einer Treppe fragt, führe die beiden am besten zu einer gewöhnlichen Treppe. Rolltreppen dürfen auf keinen Fall von Hunden benutzt werden, da sie sich sonst schnell verletzen können.