Home Poitevin

Poitevin

von Michelle Holtmeyer
0 Kommentar

Der Poitevin ist ein großer Jagdhund mit einem beeindruckenden Spürsinn und enormer Ausdauer. Er ist außerdem der schnellste Jagdhund aus Frankreich. Ursprünglich wurde der Poitevin in seiner Heimat für die Wolfsjagd eingesetzt, aber er hat sich auch bei der Jagd auf alle anderen Tiere bewährt. Er kann Wild bis zu sieben Stunden verfolgen und pro Tag 50 km zurücklegen. Da er hierzulande kaum noch passende Jagdreviere findet, wurden viele dieser Hunde nach Nordamerika exportiert, wo sie in riesigen Waldgebieten ihre besonderen Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Der Poitevin ist seit 1963 von der FCI anerkannt und trägt die Standard-Nr. 24. Er gehört zur Gruppe der Laufhunde, Schweißhunde und verwandten Rassen und zur Sektion 1.1 der großen Laufhunde mit Arbeitsprüfung.

Poitevin im Steckbrief

Steckbrief
Größe: 60-72 cm
Gewicht: 30 kg
FCI-Gruppe: 6: Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
Sektion: 1.1: Große Laufhunde
Herkunftsland: Frankreich
Farben: Dreifarbig, Weiß-Orange, Wolfsfarben
Lebenserwartung: 12 Jahre
Geeignet als: Jagdhund
Sportarten:
Charakter: Lebhaft, Intelligent, Freundlich, Geduldig, Sanft
Auslaufbedürfnisse: hoch
Sabber-Potential:
Stärke des Haarens:
Pflegeaufwand: gering
Fellstruktur: kurz, glänzend
Kinderfreundlich: eher nein
Familienhund: mittel
Sozial:

Herkunft und Rassegeschichte

Poitevin im Sitzen

Der Poitevin: ein französischer Laufhund.

Die Vorgänger des Poitevins wurden schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Frankreich gezüchtet, als der Marques de Larre damit begann, französische Laufhunde mit Fuchshunden zu kreuzen. Sie stammen von heute ausgestorbenen Hunderassen ab, die wahrscheinlich Nachfahren der „weißen Königshunde“ waren. Die Tiere zeichneten sich durch ein hervorragendes Gespür aus und machten sich in der Meute bei der Wolfsjagd unverzichtbar. Viele dieser für ihren Mut, ihre Ausdauer und ihre enorme Schnelligkeit geschätzten Jagdhunde wurden jedoch während der Französischen Revolution getötet, sodass die Rasse um das Jahr 1800 beinahe ausgerottet war.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekam der Vicomte Émile de La Besge mehrere Tiere von seinem Onkel geschenkt und setzte sich für deren Zucht ein. Nachdem im Jahr 1842 die Tollwut in seinem Zwinger umgegangen war, hatte er jedoch nur noch zwei Hündinnen. Um den Bestand der Rasse zu sichern, ließ er sechs Hunde aus England kommen, bei denen es sich vermutlich um English Foxhounds handelte. Nachdem er die englischen Fuchshunde eingekreuzt hatte, versuchte er in der Folgezeit, deren Merkmale nach und nach wieder abzuschwächen. Nach einer Theorie stammen alle heutigen Poitevins von der Hündin Fringante und dem Rüden Traveller aus der Zucht des Émile de La Besge ab. Eine weitere Theorie besagt, dass die Rasse auch in anderen französischen Zwingern bereits um 1835 gezüchtet wurde und manche der heutigen Tiere auf andere Urahnen zurückgehen.

In Frankreich wurden die Wolfsjäger trotz ihrer hervorragenden Fähigkeiten lange Zeit nicht als Hunderasse akzeptiert. Noch im Jahr 1890 bezeichnete sie das Handbuch der französischen Parforcejagd als „Bastarde aus dem Haut-Poitou“.

Wesen und Charakter des Poitevin

Mutig, elegant und kraftvoll – der Poitevin ist optisch und charakterlich ein besonders edler Hund. Er jagt mit Leidenschaft selbst in unwegsamem Gelände und strotzt vor Energie. Auch wenn sich der Poitevin seiner Meute näher fühlt als seiner menschlichen Familie, kann er auch dieser ein sehr anhänglicher und treuer Gefährte werden. Zwar zeigt er seine Gefühle nicht durch häufige Liebesbekundungen, seine Menschen sind ihm dennoch wichtig.

Der französische Laufhund braucht viel Bewegung und verausgabt sich heute, da hierzulande keine Wolfsjagden mehr stattfinden, am liebsten bei der Jagd auf Rotwild und Hasen. Wenn er sich genügend ausgetobt hat, kann er zu Hause seine entspannte Seite zeigen und sogar ein wenig mit Kindern spielen. Ein Schoßhund, der alles mitmacht oder stundenlang ruhig auf dem Sofa liegt, ist der Naturbursche allerdings nicht.

Der Poitevin ist ein geselliges Tier, das vor Menschen keine Angst hat und niemals ohne Grund aggressiv reagiert. Sofern er mit seiner Meute zusammen sein kann, ist der Kontakt zu Menschen nicht allzu wichtig für ihn. Für ein einsames Leben ist er jedoch nicht geschaffen, sondern er braucht die Gesellschaft seiner Artgenossen.

Wie alt wird ein Poitevin Hund?

Poitevins haben eine Lebenserwartung von 11 bis 13 Jahren. Es handelt sich um widerstandsfähige, robuste Tiere ohne bekannte rassetypische Anfälligkeiten.

Hunde dieser Rasse

Aussehen des Poitevin

Der Jagdhund erreicht eine Schulterhöhe von 62 bis 72 cm (Rüden) und 60 bis 70 cm (Hündinnen) und ein Gewicht von 30 bis 35 kg. Er gehört somit zu den mittelgroßen bis großen Hunderassen. Sein kurzes, glänzendes Fell ist zumeist dreifarbig, am Rücken hat der Poitevin oft einen schwarzen Mantel oder große schwarze Flecken, der restliche Körper ist überwiegend orange und nur an Nase und Gliedmaßen weiß. Einige Tiere sind zweifarbig und einige wenige wolfsfarben. Ihre halblangen Ohren sind eher tief angesetzt und leicht nach vorn eingedreht. Aus den schmalen Gesichtern der Hunde aus Frankreich blicken dunkle Augen mit einem ausdrucksstarken, ernsten Blick.

Impressionen der Hunderasse

Erziehung und Haltung des Poitevins – das gilt es zu beachten

Der Poitevin ist ein klassischer Meutehund, der am liebsten seine Artgenossen um sich hat. Er eignet sich optimal für die Haltung im Zwinger, sofern der Zwinger genügend Platz bietet. Die großen, energiegeladenen Hunde brauchen sehr viel Bewegungsfreiheit und dürfen nicht auf zu engem Raum eingepfercht werden. Für einen Anfänger ist dieser unabhängige, kraftvolle und mutige Hund eher ungeeignet, obwohl er sehr gelehrig ist. Er sollte seiner Bestimmung gemäß jagdlich geführt werden und von einem erfahrenen Jäger sozialisiert werden.

Wenn der Poitevin keine Gelegenheit zum Jagen bekommt, kann er auf dem Land auch andere Aktivitäten entfalten, die seine Intelligenz und seine Kraft fordern. Er braucht dann jede Menge Bewegung im Freien und immer wieder neue Aufgaben, die seinen Spürsinn ansprechen.

Wie groß wird ein Poitevin Hund?

Die Rüden dieser Hunderasse erreichen eine Widerristhöhe von 62 bis 72 cm, Hündinnen werden 60 bis 70 cm hoch.

Ernährung des Poitevins

Der Poitevin hat während der Jagdsaison großen Appetit und muss entsprechend seiner körperlichen Aktivität ernährt werden. Dabei ist er bei der Auswahl seines Futters anspruchslos und hat keinen empfindlichen Magen. Ob Nassfutter, Trockenfutter oder Barf – er mag alles. Pro Tag braucht er etwa 400 g Fleisch und 400 g Gemüse und Reis, Kartoffeln oder Eier. Nährstoffreiches Futter ist besonders wichtig für diesen ausdauernden und aktiven Hund. Neben Eiern sollten daher auch häufig Innereien wie Leber, Niere oder Herz auf dem Speiseplan stehen. Wenn der Poitevin sich bei der Jagd stark verausgabt, kann er auch fettreiches Fleisch oder Speck gut vertragen.

Gesundheit – Lebenserwartung & häufige Krankheiten

Der französische Laufhund hat eine Lebenserwartung von 11 bis 13 Jahren und erfreut sich einer robusten Gesundheit. Rassetypische Krankheiten sind nicht bekannt.

Der Poitevin ist sehr widerstandsfähig und kommt mit allen klimatischen Bedingungen zurecht. Kälte macht ihm wenig aus, und selbst Hitze hält ihn nicht davon ab, mit der gewohnten Leidenschaft der Jagd nachzugehen. Wenn diese aktiven Tiere so viel Bewegung bekommen, wie sie es sich wünschen, bleiben sie immer schlank und elegant.

Ist ein Poitevin ein Familienhund?

Der Poitevin ist ein Jagdhund. Er geht zwar eine enge Bindung zu seiner Menschenfamilie ein und kann sich auch leicht mit Kindern anfreunden. Dennoch lebt er am liebsten mit seiner Meute zusammen.

Pflege des Poitevins

Der Poitevin ist ein sehr pflegeleichter Hund ohne übermäßigen Haarausfall. Es reicht aus, sein Fell alle paar Tage durchzubürsten. Da seine Hängeohren anfällig für Entzündungen sind, sollten sie regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf gesäubert werden. Auch Augen und Krallen sollten regelmäßig kontrolliert werden.

Poitevin – Aktivitäten und Training

Der Poitevin braucht täglich viel Auslauf und muss dabei auch seine Schnelligkeit trainieren. Außerdem sollte sein Geruchssinn mit anspruchsvollen Aufgaben immer wieder herausgefordert werden. Am besten wird er bei der Jagd eingesetzt. Darf der Poitevin nicht jagen, muss er regelmäßig im Park oder Wald mit Herrchen oder Frauchen laufen gehen und sich nebenbei zum Beispiel bei der Fährtensuche beweisen.

Neben seiner hohen Bewegungsfreude ist der Poitevin ein Hund, dessen Intelligenz gefördert sein will. Es eignen sich hier besonders gut Beschäftigungen, die der Jagd recht ähnlich sind, wie zum Beispiel die Fährtenarbeit, ein Apportiertraining oder auch Man Training. Auch Agility und Obedience eignen sich für diesen Hund zur geistigen Auslastung und Bewegung sehr gut.

Poitevin im Auslauf

Der Poitevin ist ein wahrer Jagdhund und deshalb sehr bewegungsfreudig.

Gut zu wissen: Besonderheiten des Poitevins

In Deutschland und in anderen Ländern außerhalb seiner französischen Heimat wird der Poitevin kaum gezüchtet. Wer einen gesunden, reinrassigen Welpen kaufen möchte, sollte daher eine Reise nach Frankreich auf sich nehmen. Empfehlenswerte Zuchten gibt es zum Beispiel in den Orten Rallye Castelroussin, Vautrait d’Amboise, Vouzeron, Le Saut du Cerf und Rallye Combreux.

Nachteile des Poitevins

Der Jagdhund bellt oft und laut, außerdem verleitet ihn sein ausgeprägter Jagdtrieb häufig zum Ausreißen. Er eignet sich wegen seines Bewegungsdrangs und seiner Größe nicht für das Leben in einer Stadtwohnung und möchte am liebsten seine Meute um sich haben. Außerdem braucht der agile Jäger täglich viel Bewegung und lässt sich wegen seiner Ausmaße kaum mit auf Reisen nehmen. Der Poitevin ist weder ein Wachhund noch ein bloßer Begleithund, sondern bleibt trotz aller Sozialisation immer in erster Linie ein Jagdhund.

Woher stammt der Poitevin Hund?

Die ersten Poitevins stammten aus der Region um die westfranzösische Stadt Poitiers, die ihnen ihren Namen gab. Der Vicomte de La Besge setzte seine Hunde im unwegsamen Wald von Moulière bei der Wolfsjagd ein.

Passt der Poitevin zu mir?

Poitevin Kopf

Der Poitevin lebt bestenfalls bei einem erfahrenen und passionierten Jäger.

Der Poitevin gehört am besten in die Hände eines passionierten Jägers, der ihn als Arbeitshund zusammen mit seiner Meute richtig einsetzt und fördert. Notfalls kann er auch mit einem Halter leben, der ihn nicht jagdlich führt. Dann aber muss er die richtigen Aktivitäten geboten bekommen, bei denen er seine läuferischen Fähigkeiten und seinen Geruchssinn einsetzen kann. Der Poitevin sollte in einem großen Zwinger zusammen mit seinen Artgenossen untergebracht werden.

Er eignet sich nur bedingt als Familienhund. Denn er kann sich zwar mit Kindern, anderen Hunden und auch Katzen anfreunden, aber nur, solange er noch jung ist. Ausgewachsene Poitevins dulden kleinere Hausbewohner nicht problemlos neben sich. Einen Poitevin sollte sich nur anschaffen, wer viel Zeit für ihn erübrigen und ihm den nötigen Auslauf im Wald oder Park verschaffen kann. Unter Umständen bietet sich dieser Hund auch für Senioren an, wenn sie noch sehr aktiv sind und mit seinem Bewegungsbedürfnis Schritt halten können.

Diese Hunde suchen ein Zuhause