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Leinenaggression beim Hund – Ursachen und Maßnahmen

von Denis Uwelius
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Der Hund – der Freund des Menschen. Viele haben den Wunsch nach einem eigenen Hund. Sie verbinden ihn mit einer vertrauten Verbindung, viel Bewegung und Spaß. Doch häufig schaut die Realität anders aus, sodass so manche Tierhalter:innen an ihre Grenzen stoßen. Bellt, knurrt und springt der Hund unkontrolliert in die Leine, sobald er andere Hunde oder auch Menschen begegnet, so spricht das für eine Leinenaggression beim Hund. In diesem Artikel erfährst Du, was eine Leinenaggression ausmacht, wie sie entsteht und was Du als Hundehalter:in dagegen unternehmen kannst.

Was versteht man unter dem Wort „Leinenaggression“ bei Hunden?

Der Begriff „Leinenaggression“ beschreibt das plötzlich aggressive Verhalten eines Hundes an der Leine, sobald dieser fremde Menschen oder Hunde wahrnimmt. Eine Leinenaggression sieht nicht bei jedem Hund gleich aus, sondern unterscheidet sich in dem Schweregrad und der Ausprägung. Hunde, die besonders stark an einer Leinenaggression leiden, zeigen typische Merkmale in ihrem Verhalten: Sie springen mit voller Kraft in die Leine, sie knurren und bellen, sind schwer zu halten und rasten total aus sobald ihnen wer entgegen kommt.

Dieses Verhalten kann aus den unterschiedlichsten Gründen hervorgerufen werden. So gibt es Hunde, die sich sowohl bei anderen Hunden als auch bei Menschen aggressiv an der Leine verhalten. Andere Hunde hingegen reagieren erst bei bestimmten Hunden aggressiv, wie bei Hunden einer bestimmten Rasse, eines bestimmten Geschlechts oder diesem einen ganz speziellen Hund. Hunde, die ohne Leine gut mit anderen Artgenossen klar kommen, können zur Furie werden, sobald sie angeleint sind. Viele Hundebesitzer:innen erkennen ihren geliebten Vierbeiner ab diesem Zeitpunkt nicht mehr wieder. Das Spazierengehen wird aufgrund der Leinenaggressivität des Hundes zur täglich Herausforderung. 

Dass ein Hund leinenaggressiv ist, heißt nicht, dass er bösartig oder gefährlich ist!

Leinenaggression: Hund bellt an Leine

Leinenaggression beim Hund kann aus unterschiedlichen Gründen entstehen.

Was ist eine Leinenaggression?

Ein Hund, der unter Leinenaggression leidet, verhält sich an der Leine äußerst aggressiv. Eine Leinenaggression äußert sich bei einem Hund durch das Bellen, Knurren und heftige Springen in die Leine, sobald andere Hunde oder Menschen sich nähern.

Warum entwickelt ein Hund eine Leinenaggression?

Das aggressive Verhalten eines Hundes an der Leine kann dabei aus unterschiedlichen Gründen entstanden sein. Hunde sind grundsätzlich friedliche Tiere, die freundliche Absichten pflegen. Sie kommunizieren untereinander mithilfe von Signalen, wie das Sitz oder Platz machen oder das gegenseitige Beschnüffeln. Wird ein Hund aber kurz an der Leine gehalten, ist diese arteigene Kommunikation kaum möglich. Dadurch, dass dem Hund der Kontakt zu anderen Artgenossen verwehrt wird, reagiert er mit Frust. Vor allem junge Hunde sind wissbegierig und neugierig. Sie wollen andere Hunde beschnüffeln, herausfordern und mit ihnen spielen. Es kann durchaus vorkommen, dass sich der eigene Hund gegenüber einem anderen Hund ungewohnt verhält und es zu einer Rauferei kommt.

Diese neue Situation sorgt bei einigen Hundebesitzer:innen für Unsicherheit, weshalb sie anfangen, solche Hundebegegnungen zu meiden und Spaziergänge mit Stress zu verknüpfen. Die Emotionen des gestressten Menschen werden von einem Hund wahrgenommen, weshalb er noch früher mit dem Abwehrverhalten beginnt. Viele Faktoren können also das aggressive Verhalten an der Leine begünstigen. So ist die Leine selber oftmals Ursprung der Leinenaggression.

Ursprünglich waren Hunde freilaufende und freilebende Tiere, die in der Lage waren sich, gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Die Hunde, die in unserer Gesellschaft leben, werden jedoch an der Leine geführt und können anderen Lebewesen nicht aus dem Weg gehen. Durch den gezwungenen Kontakt mit anderen Hunden, kann es zu Konfrontationen kommen, die ein Hund als negativ wahrnimmt und mit der Leine verknüpft. Wehren Besitzer:innen die „potentielle Gefahr“ zukünftig nicht ab und kann ein Hund nicht flüchten, nutzt dieser das aggressive Verhalten als eine Art Schutzmechanismus. Die Leine wird also mit Frust und negativen Erfahrungen verknüpft.

Aber nicht nur schlechte Erfahrungen, sondern auch mangelnde Erfahrungen, können das leinenaggressive Verhalten begünstigen. Gelangt ein Hund in eine Situation, die für ihn neu und noch nicht bekannt ist, kann die Reaktion ein verunsichertes und aggressives Verhalten sein. Zudem neigen einige Hunderassen dazu, schneller eine Leinenaggression zu entwickeln als andere Hunde. Das liegt daran, dass diese einen genetisch veranlagten Beschützerinstinkt besitzen. So sind unter anderem Frust, Angst und Unsicherheit entschiedene Komponenten, die eine Leinenaggression entwickeln lassen. 

Leinenaggression: Hund auf Wiese fletscht Zähne

Nicht nur schlechte Erfahrungen, sondern auch mangelnde Erfahrungen, können das leinenaggressive Verhalten begünstigen.

Was ist der Auslöser von Leinenaggression?

Hunde eignen sich das aggressive Verhalten an, da sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen oder schlicht weg wenig Erfahrungen gesammelt haben. Die Emotionen Frust, Angst und Unsicherheit sind oftmals der Ursprung des aggressiven Verhaltens.

Denis Uwelius
Denis UweliusHundetrainer der edogs Academy
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Experten-Tipp: Pöbeln an der Leine ist eine natürliche Verhaltensaktivität eines Hundes, denn der Beschützerinstinkt oder die genetisch verankerte Angst kommt zum Vorschein. Genau in diesem Moment kann man das Verhalten nicht verhindern oder unterdrücken, sondern richtig mit der Situation umgehen. Gebe dem Hund Sicherheit (Passiv), gebe dem Hund eine Ansage (Aktiv), je nachdem ob dein Hund passiv oder aktiv aggressiv ist. Jetzt die edogs Academy entdecken!

Leinenaggression beim Hund – Vermeidung und Therapie 

Um einem Hund das aggressive Verhalten an der Leine abzugewöhnen, bedarf es ein konsequentes Training und viel Geduld. Mit Hilfe einiger Tipps lässt sich das Verhalten eines Hundes besser verstehen, sodass der/die Hundehalter:in mit dem leinenaggressiven Hund erfolgsorientiert arbeiten kann.

1.Tipp: Versuche die Ursache der Leinenaggression beim Hund ausfindig zu machen

Das unerwünschte Verhalten eines Hundes lässt sich erst dann abtrainieren, wenn man verstanden hat, warum der Hund dies überhaupt zeigt. Um der Ursache für die Leinenaggression auf den Grund zu gehen, kann es helfen, sich folgende Fragen zu stellen:

  • Zeigt mein Hund solch ein aggressives Verhalten nur an der Leine oder auch beim Freilaufen?
  • Reagiert mein Hund auf einen ganz bestimmten Hund oder ein bestimmtes Geschlecht?
  • Wurde mein Hund in der Vergangenheit verletzt oder angegriffen?
  • Zeigt mein Hund dieses aggressive Verhalten seitdem ich ihn habe oder hat es sich mit der Zeit entwickelt?

Diese Fragen helfen dabei, zu verstehen, ab welchem Zeitpunkt der Hund angefangen hat, dieses Verhalten an der Leine zu zeigen. Ist die Ursache der Leinenaggressivität abgeklärt, kann damit begonnen werden, aktiv dagegen zu arbeiten. 

2. Tipp: Pole die negativen Gefühle des Hundes bei Leinenaggression zu positiven um

Hunde, die an der Leine schlechte Erfahrungen gemacht haben, verknüpfen diese meist mit negativen Erinnerungen. Um das leinenaggressive Verhalten eines Hundes zu mindern, kann es deshalb hilfreich sein, diese negativen Verknüpfungen in positive umzupolen. Dies gelingt dadurch, dass die alten Erinnerungen durch neue positive ersetzt werden. Solch ein Szenario kann wie folgt aussehen:

Du gehst mit Deinem Hund dort spazieren, wo Du andere Hunde antreffen könntest, denen Du aber bei Bedarf aber aus dem Weg gehen kannst. Sobald sich ein Hund aus der Ferne nähert, lenkst Du die Aufmerksamkeit Deines Hundes mit Hilfe eines Leckerlis und Deiner Stimme auf Dich. Hat sich die Aufmerksamkeit Deines Hundes von dem anderen Hund abgewendet, belohnst Du ihn. Dann vergrößerst Du die Distanz zum anderen Hund wieder. Diesen Ablauf solltest Du möglichst so oft wiederholen, bis der Hund verstanden hat: Wenn andere Hunde sich nähern, bekomme ich ein Leckerchen. In diesem Szenario dient das Leckerchen zur positiven Verstärkung des gewünschten Verhaltens.

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3. Tipp: Beschäftige Deinen Hund bei Leinenaggression

Das leinenaggressive Verhalten eines Hundes kann also auch mit der Hilfe von Ablenkungen kontrolliert werden. Die Ablenkung erfolgt dadurch, dass der Hund dazu aufgefordert wird, etwas zu tun, bevor er überhaupt die Chance zum Ausrasten hat. In den Konfrontationssituationen sollten Hundebesitzer:innen dem Hund ein Kommando geben, welches der Hund bereits gelernt hat und welches er auch gerne ausführt. Früher oder später zeigt der Hund das erwünschte Verhalten schon ganz von alleine, weil er gelernt hat: Wenn sich mit ein Hund nähert, habe ich Platz zu machen. 

4. Tipp: Die Ruhe auf den Hund übertragen

Viele Hundebesitzer:innen wissen bereits, dass die Stimmung des Menschen auf den Hund übertragbar ist. Jedoch ist das Spazierengehen mit einem leinenaggressiven Hund für den Menschen am anderen Ende der Leine kein Vergnügen. Im Gegenteil – meist verbinden die Hundehalter:innen Stress und Schamgefühl mit dem täglichen Gassi gehen und vor allem bei Begegnungen mit anderen. Dieser Stress spiegelt sich dementsprechend im Verhalten des Hundes wieder, sodass beide die eigentlich erholsamen Spaziergänge nicht mehr genießen können. Hundehalter:innen sollten deshalb das eigene Verhalten während des Spaziergangs reflektieren. Hundeführer:innen sollten gerade bei Hunden mit einer Leinenaggression ein selbstbewusstes Verhalten an den Tag legen. 

Wahrend des Spaziergangs solltest Du:

  • Dich darauf konzentrieren, eine autoritäre Person für Deinen Hund zu sein.
  • Dich auf Deine Atmung konzentrieren und die Ruhe bewahren,
  • Dir schöne Gedanken machen auch nach außen selbstbewusst wirken. Da hift meist schon ein nettes Lächeln aufzusetzen.

Ein selbstbewusstes Auftreten vermittelt dem Hund Sicherheit und nimmt ihm das Gefühl, Frauchen oder Herrchen beschützen zu müssen. Auch das hilft dabei, den Hund an der Leine zu entspannen.  

Leinenaggression: Hund bellt anderen Hund an.

Um einem Hund das aggressive Verhalten an der Leine abzugewöhnen, bedarf es ein konsequentes Training und viel Geduld.

Was hilft wirklich gegen Leinenaggression?

Um eine Leinenaggression aus einem Hund raus zu bekommen, hilft nur das dauerhafte Training. Für dieses Training ist ein Brustgeschirr am besten geeignet, damit sich der Hund nicht weh tun kann. Es ist wichtig, dass der Hund die Leine und andere Hunde nicht als Gefahr sieht. Die Ablenkung während eines Spazierganges und das Schaffen von positiven Verknüpfen spielt hierbei eine bedeutende Rolle.

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5.Tipp für Leinenaggression: Lenke den Fokus Deines Hundes auf Dich

Leinenaggressive Hunde brauchen eine dauerhafte Ablenkung während des Spazierengehens. Das scheint zwar ziemlich anstrengend zu sein, jedoch führt diese Strategie zu einer simplen Lösung des Problems. Am einfachsten ist es, die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich zu fixieren. Widmen Hunde ihren Besitzer:innnen die ungeteilte Aufmerksamkeit, rückt alles andere rund um den Hund in den Hintergrund. Somit auch andere Artgenossen, die das leinenaggressive Verhalten des eigenen Hundes begünstigen würden.

Hundebeseitzer:innen können die Aufmerksamkeit des Hundes durch allerlei Aufgaben erreichen. So kann das Parcours-Laufen um Bäume, das Suchen eines Leckerlies oder das Apportieren eines Gegenstandes den Hund für einen längeren Zeitraum kognitiv beschäftigen.

6.Tipp: Geh dem Problem für die Leinenaggression beim Hund aus den Weg

Einige Übungen helfen die Leinenaggression des Hundes unter Kontrolle. Jedoch gibt es auch Ausnahmen, bei denen kein Trick der Welt zu helfen scheint. Manche Hunde haben einfach den einen Erzfeind, mit dem sie gar nicht klar kommen. Da ist die einzig sinnige Lösung, das zu machen, was einem normalerweise abgeraten wird. Nämlich: Dem Problem aus den Weg gehen. Damit man gar nicht erst in unschöne Situationen gelangt, sollte mit dem/der Besitzer:in des anderen Hundes gesprochen werden, um eine Lösung zu finden, die für beide Parteien angenehm ist. 

7. Tipp: Hol Dir Hilfe vom Profi 

Die Unterstützung eines Spezialisten hilft ungemein bei der Problemlösung. Diese haben in der Regel selber einen Hund, der bei dem Therapieren des betroffenen Hundes helfen kann. Der Hund eines Hundetrainers besitzt für gewöhnlich ein nervenstarkes Kostüm und kann mit angespannten Situationen gut umgehen.  Da das Training mit einem Spezialisten geplant ist und das Verhalten bewusst provoziert wird, ist das Training eine sichere Lösung, die von allen Parteien besser zu kontrollieren ist. 

Im Allgemeinen ist es bei jedem Hund und jedem Menschen individuell, mit welcher Art und welcher Intensität das Training durchgeführt werden muss, um die Leinenaggression bei einem Hund weg zu bekommen. Fest steht aber, dass Verbote nicht zum gewünschten Verhalten führen. Da die Leinenaggressionen auf den Emotionen des Hundes basieren, ist es wichtig, dass Hundehalter:innen zielorientiert und im Sinne des Hundes handelt. Leinenaggressiven Hunden muss in schwierigen Situationen die Möglichkeit geboten werden, etwas anderes machen zu können. Wie diese Alternative aussieht, obliegt jeder Hund-Mensch-Kombination selber.

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Wie lenke ich meinen Hund von anderen Hunden ab?

Um Deinen Hund von andern abzulenken, solltest Du genügend Abstand zu anderen Hunden halten. Zudem solltest Du zügig an anderen Artgenossen vorbeilaufen, Deinen Hund durch Kommandos oder Aufgaben ablenken. Die Aufmerksamkeit Deines Hundes sollte vollkommen Dir gehören.

Leinenaggression beim Hund – Die richtige Ausrüstung

Das Abgewöhnen der Leinenaggression eines Hundes beansprucht viel Zeit und Geduld. Nicht nur das Training hilft Hundebesitzer:innen mit dem Hund besser klar zu kommen, sondern auch eine angemessene Ausrüstung. Hierzu sollten sich Hundebesitzer:innen Gedanken machen, ob ein Halsband oder ein Geschirr die richtige Wahl für ihren Vierbeiner ist. Die meisten Hundetrainer empfehlen für einen leinenaggressiven Hund ein korrekt sitzendes Brustgeschirr. In Situationen, in denen der Hund einen Artgenossen sieht und in die Leine springt, würde ein Halsband zu gefährlich werden. Dadurch, dass der Hund in diesem Moment keine Luft bekommt und Schmerzen verspürt, verknüpft er die negativen Folgen mit dem Artgenossen und nicht mit seinem Verhalten. Das bestärkt die Leinenaggression.

Zudem ist eine 3-Meter-Leine (ohne Auszug) sinnig, damit der Mensch zuerst den Umgang mit dem Hund an der Leine geübt werden üben kann. Dadurch versteht er, wie der Hund auf seine Handlungen reagiert.

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