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Giardien beim Hund – Jetzt ist Vorsicht geboten!

von Michael Hein
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Geht es dem Hund nicht gut, leidet meist auch der Hundebesitzer mit. Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, bei denen häufig Durchfall, Erbrechen und allgemeine Abgeschlagenheit zur Symptomatik gehören, sind besonders unangenehm und sollten schnellstmöglich vom Tierarzt abgeklärt werden. Eine der möglichen Ursachen sind Giardien beim Hund – worum es sich Giardien handelt und wie sich diese Erkrankung äußert, erklärt dieser Artikel.

Giardien (Hund): Krankheitssteckbrief

Giardien beim Hund – Was ist das?

Der Erreger Giardia intestinalis wird zu den häufig und weltweit vorkommenden Parasiten gerechnet und ist ein Einzeller, der sich vor allem im Dünndarm des Hundes (oder auch anderer Wirtstiere) anheftet und dort zu krankhaften Veränderungen führt. Man unterscheidet zwei unterschiedliche Entwicklungsstadien:

  • Trophozoiten sind die fortpflanzungsfähige Form der Giardien; sie siedeln sich im Dünndarm des Wirtes an, vermehren sich durch Teilung und ernähren sich von Darminhalt. Durch ihre Anheftung an den Darmzellen kommt es zu einer Störung der Nährstoffaufnahme, schließlich zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand und zu Schäden an der Schleimhaut. Trophozoiten, die in den Dickdarm des Hundes gelangen, wandeln sich um in Zysten, welche dann mit dem Kot ausgeschieden werden.
  • Zysten sind die Vorstufen der Trophozoiten, kommen in der Umwelt zum Beispiel in Wasser, Futter oder im Kot infizierter Hunde vor und sind äußerst widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse. Nachdem ein Hund einige Zysten aufgenommen hat, wandeln diese sich im Magen zu Trophozoiten um, und der Kreislauf beginnt erneut.
Giardien beim Hund

Nicht jeder Hund zeigt bei einer Infektion mit diesen Parasiten auch Krankheitssymptome.

Es gibt unterschiedliche Genotypen von Giardien, welche wiederum verschiedene Wirtstiere bevorzugen. Bei Hunden kommen vorrangig die Genotypen C und D vor. Der auch für Menschen ansteckende Genotyp A kann aber in seltenen Fällen ebenfalls bei Hunden oder auch Katzen vorkommen und so als Zoonose von den Vierbeinern auf ihre Menschen übertragen werden. Eine durch Giardien verursachte Erkrankung des Darmes nennt man beim Menschen Giardiasis, bei Tieren Giardiose.

Über die tatsächliche Verbreitung von Giardien bei unseren Haushunden gibt es unterschiedliche Angaben, die aber nur auf Schätzungen beruhen. So gehen manche Wissenschaftler von einer etwa 20%igen Durchseuchung aus, andere sprechen sogar von bis zu 70% befallener Hunde, die aber größtenteils nicht klinisch erkranken. Giardia instetinalis ist somit wahrscheinlich der am häufigsten vorkommende Endoparasit bei Hunden.

Wie verhält sich ein Hund, der Giardien hat?

Nicht jeder Hund zeigt bei einer Infektion mit diesen Parasiten auch Krankheitssymptome. Schleimig-blutiger Durchfall, oft immer wiederkehrend, oder auch Erbrechen und Fieber können aber auf eine Giardiose hindeuten.

Hund hat Giardien – Typische Symptome im Überblick

Das Krankheitsgeschehen und der Verlauf einer Giardiose beim Hund sind stark davon abhängig, wie infektiös der vorhandene Erregerstamm ist und wie gut das Abwehrsystem des Vierbeiners funktioniert. Vor allem bei Welpen, jungen, sehr alten oder vorerkrankten Hunden oder Tieren, die in größeren Gruppen leben (zum Beispiel in Tierheimen, Hundepensionen oder Hundezuchten), ist ein klinisch sichtbarer bis schwerer Verlauf wahrscheinlich, während bei ausgewachsenen, ansonsten gesunden Hunden eine Infektion mit Giardien sogar stumm, also ohne erkennbare Krankheitssymptome verlaufen kann. Allerdings sind auch klinisch nicht erkrankte Hunde eine Ansteckungsquelle für andere Vierbeiner, da sie ebenfalls Zysten über den Kot ausscheiden. Sehr schwere oder gar tödliche Krankheitsverläufe sind jedoch äußerst selten und betreffen meist Hunde, deren Immunsystem bereits anderweitig schwer geschädigt ist oder die so jung sind, dass sich ihre Abwehr noch nicht ausreichend entwickelt hat.

Nachdem ein Hund Giardienzysten aufgenommen hat, vergehen etwa 4-15 Tage, bis er selber wiederum Zysten ausscheidet bzw. erste Krankheitsanzeichen auftreten. Die Symptome einer klinisch manifesten Giardiose sind vielfältig. Betroffene Hunde zeigen meist eines oder mehrere der folgenden Anzeichen:

  • breiig-wässriger Durchfall, oft wiederkehrend
  • Bauchschmerzen
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Fettkot, gelblich-grün, faulig oder ranzig riechend
  • Schleim- und/oder Blutbeimengungen im Kot
  • leichtes Fieber

Durchfall oder Erbrechen sind bei Hunden häufig vorkommende Symptome, die auf unterschiedlichste Erkrankungen hinweisen oder einfach durch Stress, zu viel oder verdorbenes Futter ausgelöst werden können. Manchmal helfen dann schon Hausmittel wie Schonkost. Dauern die Probleme länger als ein bis zwei Tage an oder verschlechtert sich das Allgemeinbefinden des Hundes deutlich (vor allem bei Welpen), sollte aber schnellstmöglich ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.

Sind Giardien gefährlich für Hunde?

Viele gesunde Hunde haben Giardien, ohne überhaupt zu erkranken. Vor allem sehr junge, alte oder vorerkrankte Hunde laufen Gefahr, an einer Giardiose klinisch zu erkranken. Wirklich gefährlich ist die Krankheit in den meisten Fällen aber nicht, da sie gut zu behandeln ist.

Diagnose & Nachweis von Giardien beim Hund

Nach einer umfassenden Anamnese und Befragung des Hundebesitzers zu den beobachteten Krankheitserscheinungen und den Bedingungen, unter denen der Hund gehalten wird (Einzelhund, mehrere Hunde, Zwinger, Zucht, Aufenthalt in Hundepension oder Besuch einer Hundeschule), wird der Tierarzt zunächst eine gründliche Allgemeinuntersuchung des Hundes durchführen. Oft ist dabei bereits ein aufgeblähter, schmerzhafter Bauch zu fühlen. Für die endgültige Absicherung der Giardien-Diagnose wird sodann eine Kotprobe des Hundes untersucht. Bestenfalls bringt der Hundehalter mehrere solcher Proben von möglichst frisch abgesetztem (Durchfall-)Kot seines Hundes bereits mit in die Praxis. Ansonsten wird der Tierarzt ihn auffordern, über zwei bis drei Tage Kot des Hundes in speziellen Probenröhrchen zu sammeln und zur Untersuchung zu bringen.

Kranker Hund liegt auf einem Kissen

Für die endgültige Absicherung der Giardien-Diagnose wird sodann eine Kotprobe des Hundes untersucht.

Da nicht ständig Zysten mit dem Kot des Hundes ausgeschieden werden, ist es ratsam, mehrere Kotproben zu untersuchen. Die winzig kleinen Zysten sind unbeweglich und könnten bei geringem Aufkommen übersehen werden. Die etwas größeren und vor allem beweglichen Trophozoiten können in sehr frischem Durchfallkot ebenfalls vorkommen und sind dann leichter unter dem Mikroskop zu erkennen.

Sicherer als die mikroskopische Untersuchung sind moderne Antigen-Testverfahren oder auch ein DNA-Erregernachweis. Solche Schnelltests können in vielen Tierarzt-Praxen sofort durchgeführt werden, andernfalls erfolgt die genaue Kotuntersuchung in einem spezialisierten Labor. Erst, wenn tatsächlich Giardien als Erreger nachgewiesen werden konnten, sollte eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.

Wie lange dauert es, bis Giardien beim Hund weg sind?

Da die Zysten der Giardien in der Umgebung lange überleben können, ist der Erfolg einer Behandlung des Hundes vor allem auch davon abhängig, wie gut die Hygienevorgaben beachtet werden. Erst wenn der Tierarzt mehrfach Kotproben des Hundes negativ untersucht hat, ist die Infektion überstanden.

Giardien beim Hund – Behandlung

Hat die Kotuntersuchung den Verdacht auf eine Giardiose eindeutig bestätigt, gibt es verschiedene antiparasitäre Mittel, die dem Hund nach einem klaren Schema verabreicht werden müssen, um wirklich alle Entwicklungsstadien der Parasiten zu erreichen. Über die Untersuchung weiterer Kotproben wird dann geprüft, ob die Behandlung erfolgreich war und die Giardien wirksam bekämpft wurden. Gegebenenfalls muss das Medikament noch einmal gewechselt werden. Ein mit Giardien infizierter Hund ist so lange ansteckend, wie er Zysten ausscheidet.

Da sich die Giardien-Zysten sehr lange in der Umgebung des Hundes halten können und es so immer wieder zu erneuten Infektionen kommen könnte, ist es von großer Bedeutung, durch entsprechende Hygienemaßnahmen auch die Umwelt von den Erregern zu befreien. Liegeflächen, Decken, Futter- und Wassernäpfe, Spielsachen, Leinen, Bürsten und andere Gegenstände, mit denen der Hund in Berührung kommt, müssen regelmäßig heiß (über 60°C) gewaschen oder abgespritzt werden. Auch die Transportbox oder der Kofferraum des Autos gehören dazu. Auslaufflächen wie Zwingerböden sollten mit entsprechenden Mitteln desinfiziert werden. Zu Beginn der Behandlung sollte der Hund auch mehrfach mit antiparasitärem Shampoo gewaschen werden, um im Fell haftende Zysten zu entfernen. Bei langhaarigen Hunden sollte zusätzlich über eine Kürzung des Fells rund um den Anus und an den Hinterbeinen nachgedacht werden.

Wie bekommt man Giardien beim Hund weg?

Hat der Tierarzt einen Befall mit den Einzellern nachgewiesen, muss der Hund mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden. Außerdem werden alle Gegenstände und Liegeflächen, mit denen der Hund in Berührung kommt, desinfiziert oder heiß gewaschen. Erst wenn eine Kotuntersuchung eindeutig negativ ausfällt, gilt der Hund als erregerfrei.

Gehören mehrere Hunde oder auch Katzen zum Haushalt, muss der Tierarzt entscheiden, ob auch diese mit behandelt werden müssen. Da auch nicht klinisch erkrankte Tiere Giardienzysten ausscheiden, könnte es sonst zu ständigen Neuinfektionen kommen. In größeren Hundebeständen wie Tierpensionen oder Tierheimen muss im Falle einer Giardien-Infektion ein Hygienekonzept für den gesamten Bestand vom Tierarzt vorgegeben werden.

Um eine Weiterverbreitung der Erreger auf andere Hunde zu vermeiden, sollte der Kot eines befallenen Hundes außerdem immer vollständig mit einem Plastikbeutel entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden. Größere Auslaufflächen oder Hundewiesen, auf denen sich viele Hunde aufhalten, sollte man so lange meiden, bis keine Giardien mehr nachzuweisen sind. Vor allem müssen Grünanlagen, Spielplätze, Sandkisten oder andere besonders von Kindern besuchten Orte mit dem Hund gemieden werden, da in seltenen Fällen eine Übertragung der Erreger auf den Menschen erfolgen kann.

Giardien: Kranker Hund wird untersucht

Wird eine Giardieninfektion nachgewiesen, sind die Heilungsaussichten für einen ansonsten gesunden Hund sehr gut.

Prognose – Wie sind die Heilungschancen?

Wird eine Giardieninfektion nachgewiesen, sind die Heilungsaussichten für einen ansonsten gesunden Hund sehr gut. Wichtig ist die konsequente Behandlung und die Durchführung der genannten Hygienemaßnahmen. Unbedingt muss mehrmals nach erfolgter Behandlung der Kot des Hundes untersucht werden, um einer erneuten Ausbreitung der Parasiten schnell entgegenwirken zu können.

Gefährlich wird die Erkrankung nur bei sehr jungen Welpen, vor allem wenn diese unter schlechten hygienischen Verhältnissen leben, oder bei sehr alten oder durch andere Vorerkrankungen bereits geschwächten Hunden. Ein starker Befall mit immer wiederkehrenden Durchfällen kann aufgrund des großen Flüssigkeitsverlustes das Allgemeinbefinden des Hundes nachhaltig schwächen.

Können Giardien vom Hund auf den Menschen übertragen werden?

Für den Menschen ist nur einer der verschiedenen Giardien-Genotypen infektiös. Dieser Genotyp A kommt aber bei Hunden eher selten vor. Dennoch sollte man beim Umgang mit einem positiv auf Giardien getesteten Hund besondere Hygienemaßnahem beachten und sich zum Beispiel nach jedem Streicheln ausgiebig die Hände waschen.

Prophylaxe und Vorbeugung – Kann ich meinen Hund schützen?

Einen grundsätzlichen Schutz des Hundes vor Giardienbefall gibt es nicht, da diese Parasiten weit verbreitet sind und sich auch in der Umwelt lange halten können. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Gesundheits-Checks und ausreichende Bewegung an der frischen Luft tragen aber viel zur Stärkung des Immunsystems und einer gesunden Darmflora des Hundes bei, sodass er mit möglichen Infektionen besser klarkommt. Wenn es möglich ist, sollten stark frequentierte Hundeauslaufflächen gemieden werden, da hier über den Kot anderer Vierbeiner ein erhöhtes Infektionsrisiko bestehen kann.

Hat sich ein Hund mit Giardien infiziert, sollte der Hundehalter von sich aus darauf achten, dass der Vierbeiner nicht mit anderen Hunden in Kontakt kommt, und unbedingt die Hinterlassenschaften seiner Fellnase schnell und sauber entfernen. Eine kurze Erklärung gegenüber anderen Hundehaltern, warum der Hund erst einmal nicht spielen oder schnüffeln darf, wird sicher dankbar und verständnisvoll angenommen.

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