Megaösophagus beim Hund

von Simone Heitmann
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Megaösophagus ist eine seltene Erkrankung bei Hunden, die durch eine Erweiterung und Erschlaffung der Speiseröhre verursacht wird. Typische Symptome sind regelmäßiges Hervorwürgen von Nahrung nach dem Fressen und ein anhaltender Gewichtsverlust. Unbehandelt kann die Krankheit für den Hund lebensbedrohlich werden. In diesem Artikel erfährst Du alles über die Symptome, Ursachen und Diagnose von Megaösophagus sowie hilfreiche Tipps, wie Du Deinen Vierbeiner bei dieser Erkrankung unterstützen kannst.

Megaösophagus (Hund): Krankheitssteckbrief

Was ist Megaösophagus beim Hund?

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein hohler Schlauch, der den Rachen (Pharynx) des Hundes mit dem Magen verbindet. Ihre Wände bestehen aus Muskeln, die durch rhythmische Kontraktionen (Peristaltik) das Futter in den Magen transportieren. Normalerweise bleibt die Speiseröhre geschlossen, um das Zurückfließen von Nahrung zu verhindern.

Bei einem Megaösophagus ist die Speiseröhre erweitert, wodurch Luft in der Röhre eingeschlossen wird und die Muskulatur ihre Fähigkeit verliert, das Futter effektiv in den Magen zu befördern. Die Muskulatur kann das Futter dann nicht mehr in den Magen transportieren. Das Futter setzt sich in der erweiterten Speiseröhre, dem hinteren Teil des Ösophagus, fest und gelangt nicht in den Magen.

Verweilt die Nahrung länger in der Speiseröhre, zersetzen Bakterien sie, was zu einer Entzündung der Schleimhäute führen kann. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass der Hund sich beim Fressen verschluckt und Nahrung in die Luftröhre gelangt. Wenn die Nahrung in die Lunge dringt, kann dies zu einer schweren Lungenentzündung führen.

Was ist Megaösophagus beim Hund?

Megaösophagus ist eine Erkrankung, bei der die Speiseröhre eines Hundes erweitert und ihre Muskelkraft geschwächt ist, wodurch Nahrung nicht effektiv in den Magen transportiert wird. Dies führt zu Regurgitation, Gewichtsverlust und möglicherweise schweren Folgeerkrankungen wie Aspiration.

Typische Symptome von Megaösophagus beim Hund

Hunde mit Megaösophagus zeigen häufig deutliche Symptome, die auf Probleme mit der Speiseröhre hinweisen. Aufmerksame Hundehalter bemerken oft schon beim Fressen und Trinken, dass ihr Vierbeiner Probleme beim Schlucken hat. Dabei verschluckt er sich häufig und hustet.

Ein weiteres auffälliges Anzeichen ist das Hervorwürgen von Futter kurz oder einige Zeit nach der Aufnahme. Da die Nahrung nicht den Magen erreicht, sondern aus der erweiterten Speiseröhre zurückbefördert wird, spricht man von Regurgitation. Dabei wird das Futter unverdaut aus der Speiseröhre ins Maul zurückgedrängt und abgegeben. Dies führt dazu, dass der Hundekörper keine ausreichende Nahrung mehr erhält, was zu einem potenziell lebensbedrohlichen Gewichtsverlust führen kann.

Weitere Symptome sind vermehrter Speichelfluss, Entzündungen im Maul- und Rachenraum sowie unangenehmer Mundgeruch. Diese treten häufig als Folge der gestörten Funktion der Speiseröhre und der Ansammlung von Nahrung auf.

Megaösophagus: Hund frisst aus einem Napf

Hunde mit Megaösophagus haben häufig Schwierigkeiten beim Schlucken und verschlucken sich beim Fressen oder Trinken.

Die typischen Symptome für Megaösophagus zusammengefasst:

  • Probleme beim Schlucken
  • Verschlucken oder Husten beim Fressen und Trinken
  • Regurgitation (Hervorwürgen) von Futter
  • Vermehrter Speichelfluss
  • Entzündungen im Maul- und Rachenraum
  • Mundgeruch
  • Gewichtsverlust

Welches Futter ist bei Megaösophagus zu empfehlen?

Bei Megaösophagus wird weiche, pürierte oder flüssige Nahrung empfohlen, da sie leichter durch die Speiseröhre in den Magen gleitet. Kleine, häufige Mahlzeiten in aufrechter Fütterungsposition können ebenfalls helfen, Komplikationen zu vermeiden.

Ursachen der Speiseröhrenerweiterung beim Hund

In der Veterinärmedizin unterscheidet man drei Arten der Speiseröhrenerweiterung:

  • Angeborener Megaösophagus
  • Erworbener Megaösophagus
  • Idiopathischer Megaösophagus

1. Angeborener Megaösophagus

Der angeborene Megaösophagus ist genetisch bedingt und kann häufig schon bei Welpen während der Umstellung von Muttermilch auf feste Nahrung festgestellt werden. Welpen mit dieser Diagnose müssen aus der Zucht ausgeschlossen werden, um die Weitergabe der Krankheit zu verhindern.

Seriöse Züchter legen großen Wert darauf, nur mit Elterntieren zu züchten, die frei von Megaösophagus sind. In seltenen Fällen kann sich ein angeborener Megaösophagus in den ersten sechs Lebensmonaten von selbst zurückbilden.

2. Erworbener Megaösophagus

Beim erworbenen Megaösophagus ist die Speiseröhrenerweiterung Folge einer zugrunde liegenden Erkrankung, die die Funktion der Speiseröhre beeinträchtigt.

Zu den möglichen Auslösern gehören:

  • Allgemeine Muskelschwäche
  • Entzündungen oder Fremdkörper in der Speiseröhre
  • Vergiftungen
  • Hormonelle Störungen wie Schilddrüsen- oder Nebennierenunterfunktion
  • Tumore
  • Gehirnerkrankungen
  • Infektionskrankheiten wie Staupe, Botulismus oder Tetanus
  • Autoimmunerkrankungen

3. Idiopathischer Megaösophagus

Beim idiopathischen Megaösophagus bleibt die Ursache der Speiseröhrenerweiterung unbekannt. Auch moderne diagnostische Verfahren können keine eindeutige Ursache feststellen.

Hund liegt in seinem Körbchen und schaut in die Kamera.

Ein angeborener Megaösophagus ist genetisch bedingt und tritt häufig schon bei Welpen während der Umstellung auf feste Nahrung auf.

Rassespezifische Häufigkeit von Megaösophagus

Die rassespezifische Häufigkeit des Megaösophagus variiert je nach Hunderasse. Megaösophagus tritt bei einigen Rassen häufiger auf, da sie eine genetische Veranlagung für diese Erkrankung haben. 

Besonders betroffen sind:

Auch Rassen wie Labrador Retriever, Golden Retriever, Zwergschnauzer, Foxterrier und Dackel zeigen eine erhöhte Anfälligkeit für Megaösophagus, wobei hier häufig die erworbene Form vorliegt. Da die genetische Disposition eine entscheidende Rolle spielt, sollten betroffene Tiere konsequent von der Zucht ausgeschlossen werden. Obwohl jede Rasse theoretisch von einem idiopathischen Megaösophagus betroffen sein kann, tritt dieser häufiger bei mittelgroßen bis großen Hunden auf.

Muss ein Hund bei Megaösophagus eingeschläfert werden?

Diese Entscheidung muss jeweils individuell mit dem Tierarzt besprochen werden. Ob ein Hund mit Megaösophagus eingeschläfert werden muss, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und der Behandlung ab. Mit geeigneter Pflege können viele Hunde gut leben, bei schweren Fällen kann jedoch eine Einschläferung notwendig sein.

Megaösophagus beim Hund – Diagnose & Behandlungsmethoden

Megaösophagus beim Hund – Diagnose & Behandlungsmethoden

Um festzustellen, ob ein Hund an einem Megaösophagus leidet, ist eine Röntgenuntersuchung erforderlich. Diese kann in der Regel ohne Sedierung durchgeführt werden. Für eine genauere Darstellung der Speiseröhre wird oft ein Kontrastmittel verabreicht. Zusätzlich kann eine Endoskopie eingesetzt werden, um den Zustand der Speiseröhre genauer zu beurteilen. Da der Hund für diesen Eingriff narkotisiert werden muss, wird die Methode meist ergänzend angewendet.

Die Behandlungsmöglichkeiten hängen von der Ursache des Megaösophagus ab:

  • Angeborener Megaösophagus: Eine Heilung ist nicht möglich, jedoch kann in manchen Fällen eine Operation Erleichterung schaffen.
  • Erworbener Megaösophagus: Hier muss zunächst die zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden. Der Erfolg dieser Therapie bestimmt, ob die Funktion der Speiseröhre wiederhergestellt werden kann.
  • Idiopathischer Megaösophagus: Wenn keine Ursache festgestellt werden kann, konzentriert sich die Behandlung auf die symptomatische Pflege. Dazu gehören spezielle Fütterungstechniken, die dafür sorgen, dass Nahrung und Wasser in den Magen gelangen, sowie die Vermeidung von Komplikationen wie einer Aspirationspneumonie.

Unabhängig von der Ursache ist es entscheidend, dass der Hund ausreichend Nahrung zu sich nimmt und diese erfolgreich in den Magen transportiert wird. Spezielle Fütterungstechniken, wie das Füttern in aufrechter Position, spielen hierbei eine zentrale Rolle.

Hund wird beim Tierarzt untersucht.

Eine frühe Diagnose ist entscheidend, um Folgeerkrankungen wie Lungenentzündungen oder schweres Untergewicht zu vermeiden.

Was kann ich als Besitzer eines Hundes mit Megaösophagus tun?

Die richtige Fütterungsmethode ist der Schlüssel im Umgang mit einem Hund, der an Megaösophagus leidet.

Aufrechte Fütterung

Damit das Futter ungehindert in den Magen des Hundes rutschen kann, muss der Hund während der Fütterung eine aufrechte Haltung einnehmen. Dies kann erreicht werden, indem der Hund im Sitzen von oben per Hand gefüttert wird, während der Kopf nach oben gestreckt ist. Eine andere Möglichkeit ist die Fütterung auf einer Treppe, bei der der Futternapf auf einer höheren Stufe steht, während die Hinterbeine des Hundes am Boden bleiben.

Eine besonders effektive Methode ist die Nutzung eines sogenannten „Bailey Chairs“, in dem der Hund aufrecht sitzen kann. Wichtig ist, dass der Hund nach der Mahlzeit für etwa 10 bis 30 Minuten in dieser Position bleibt, damit die Nahrung vollständig in den Magen rutscht.

Weiches und hochwertiges Futter

Damit die Nahrung gut und leicht durch die Speiseröhre in den Magen gelangt, ist eine weiche Konsistenz des Futters notwendig. Dafür eignet sich gewolftes Frischfleisch nach der BARF Methode oder püriertes Nassfutter aus der Dose gut. Zusätzlich kann man aufgequollene Leinsamen untermischen, damit das Futter noch besser durch die Speiseröhre gleitet. Bei der Auswahl des Futters ist auf einen besonders hohen Frischfleischanteil, hochwertige Nährstoffe und Energielieferanten zu achten. Trockenfutter oder halbfeuchtes Futter in Kroketten-Form sind tabu.

Kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt

Um die Belastung der Speiseröhre zu reduzieren, sollten die täglichen Futterrationen in kleine Portionen aufgeteilt und über den Tag verteilt angeboten werden.

Was man vermeiden sollte

Einige Lebensmittel und Zusätze stellen ein hohes Risiko für Hunde mit Megaösophagus dar:

  • Kekse, Knochen und Kauartikel: Diese können leicht in die Luftröhre gelangen und lebensgefährliche Komplikationen verursachen.
  • Öle: Diese, wie sie beim Barfen üblich sind, können das Risiko einer Aspiration erhöhen und sollten vermieden werden.

Professionelle Futterberatung

Es ist ratsam, einen individuellen Futterplan von einem Experten für Hundeernährung erstellen lassen. Experten können auf die spezifischen Bedürfnisse des Hundes eingehen und hilfreiche Tipps geben, um die Lebensqualität zu verbessern.

Zwei Hunde liegen auf einem Bett und haben die Augen geschlossen.

Als Besitzer eines Hundes mit Megaösophagus ist es wichtig, die Fütterung auf eine aufrechte Position zu konzentrieren, um das Futter erfolgreich in den Magen zu transportieren.

Megaösophagus beim Hund: Folgen & Heilungsverlauf

Die zwei größten Folgeprobleme bei Megaösophagus sind das langsame Abmagern des Hundes und/oder eine Lungenentzündung. Wird der Hund nicht in der oben beschriebenen Art und Weise gefüttert, wird er das Futter immer wieder abgeben, bevor es im Magen zu Verdauung ankommt. Der Hundekörper wird nicht mehr ausreichend versorgt und magert ab. Dies kann schließlich so lebensbedrohlich werden, dass der Hund eingeschläfert werden muss.

Ein anderes großes Problem ist, wenn die Nahrung oder kleine Partikel davon in die Luftröhre rutschen und in die Lungen gerät. Dies kann zu einer schweren Fremdkörper-Pneumonie, einer Lungenentzündung durch Nahrungsreste führen. Unter diesen Umständen ist leider das Einschläfern oftmals eine Erlösung für das Tier.

Hunde, die an Megaösophagus leiden haben meist Hunger. Das Tragen eines Maulkorbes, der die Aufnahme von Nahrung oder Anderes vom Boden verhindert, ist unumgänglich.

Unter bestimmten Voraussetzungen ist ein Megaösophagus operabel. Einige tiermedizinische Hochschulen oder Fachkliniken sind geübt mit diesem seltenen Eingriff. Der Hund muss für die OP in einem allgemeinen guten körperlichen Zustand ist und nicht bereits zu abgemagert sein.

Welche Lebenserwartung hat ein Hund mit Megaösophagus?

Ohne Behandlung ist die Lebenserwartung eines Hundes mit Megaösophagus stark eingeschränkt, da schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Speiseröhrenentzündungen oder Aspirationspneumonie auftreten können. Bis zu 80 % der betroffenen Hunde überleben die Erkrankung nicht, doch eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie können die Überlebenschancen deutlich verbessern.

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