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Rafeiro Do Alentejo

von Michelle Holtmeyer
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Der Rafeiro do Alentejo stammt ursprünglich aus Portugal und wird von der FCI in die Gruppe 2 der Pinscher und Schnauzer der Sektion 2 der Molossoiden und darin der Untergruppe 2.2 den Schweizer Sennenhunden zugeordnet. Obwohl die Haltung des Rafeiro do Alentejo alles andere als unkompliziert ist, gehört er nicht zu den Listenhunden.

Rafeiro do Alentejo im Steckbrief

Steckbrief
Größe: 64-74 cm
Gewicht: 35-50 kg
FCI-Gruppe: 2: Pinscher und Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde und andere Rassen
Sektion: 2.2: Molossoide, Berghunde
Herkunftsland: Portugal
Farben: Brindle, Gelb, Kitz, Schwarz, Grau, Wolfsgrau
Lebenserwartung: 12-14 Jahre
Geeignet als: Wach-, Hof- und Familienhund
Sportarten:
Charakter: Fürsorglich, Nüchtern, Selbstbewusst, Ruhig, Territorial, Unabhängig
Auslaufbedürfnisse: mittel
Sabber-Potential:
Stärke des Haarens:
Pflegeaufwand: mittel
Fellstruktur: kurz bis mittellang, dick, glatt
Kinderfreundlich: mittel
Familienhund: eher ja
Sozial:

Herkunft und Rassegeschichte

Molosser sind massige und sehr muskulöse Hunde und zählen zu den ältesten Hunderassen der Welt. Die Molosser waren eigentlich ein Volk, die eine typische Art von Hirtenhunden besaßen, die heute als Molosser bezeichnet werden. Vermutlich waren Hunde vom Typ der Molosser schon in der Antike weit verbreitet und es war üblich, untereinander Hunde zur Zucht auszutauschen. Diese Hunde sind auch durch Alexander den Großen bekannt geworden, der sie laut Überlieferungen bei seinen Kriegszügen mit sich führte.

Der Rafeiro do Alentejo ist eine sehr alte Rasse. Da es sich um einen Gebrauchshund handelt, der ursprünglich ausschließlich dazu bestimmt war selbstständig Viehherden zu beschützen und kein klassisches Haustier ist, wurde er lange Zeit eher weniger beachtet. Seit vielen Jahrhunderten wird der Rafeiro do Alentejo daher von Hirten geschätzt, da er ihnen schon immer viel Arbeit abnahm. Zudem waren diese Hunde auch beliebte Statusobjekte von Großgrundbesitzern.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Rafeiros do Alentejo, aufgrund der immer weiter fortschreitenden Industrialisierung, zwar nahezu ausgestorben, trotzdem wurden sie im Jahr 1940 als Rassestandard registriert. Herdenschutzhunde, wie der Rafeiro do Alentejo, sind heute umstritten, da sie sich in ihren Eigenschaften zwar gut für den Arbeitsgebrauch, dafür aber umso weniger als Haushund eignen.

Der Rafeiro do Alentejo stammt aus Alentejo, einer Region Portugals, die im Süden des Tejo-Flusses beginnt und bis an die Algarve reicht. Über seine genaue Herkunft ist nur wenig bekannt. Laut Vermutungen stammen die Vorfahren der seltenen Rasse aus dem Mittleren Osten. Wahrscheinlich wurde, nachdem die Hunde nach Portugal gekommen sind, die portugiesische Hütehund-Rasse Cao da Serra da Estrela eingekreuzt.

Obwohl der Rafeiro do Alentejo einige Anhänger hat, konnte sich diese Rasse nie so richtig etablieren. Aufgrund seiner starken natürlichen Instinkte und seines schwierigen Charakters ist diese Rasse nie zu einem Familienhund geworden. Bis heute gibt es nur sehr wenige Züchter, die sich der Zucht des Rafeiro do Alentejo angenommen haben.

Wesen & Charakter vom Rafeiro do Alentejo

Der Rafeiro do Alentejo ist in seinem Wesen beschützend, territorial, selbstständig, solide und ruhig und besitzt ein sehr hohes Selbstvertrauen. Ganz besonders nachts sind diese Hunde aktiv: Seinen ausgeprägten Instinkten entgeht keine Bewegung. Wer in sein Territorium eindringt, wird sofort gestellt. Wer sich nicht stellen lässt, wird unverzüglich angegriffen. Normalerweise wirkt das Temperament des Herdenschutzhundes eher etwas lahm, wenn er allerdings in Aktion tritt, zeigt sich das genaue Gegenteil.

Aufgrund seiner Verhaltensweisen sollte klar sein, dass der Rafeiro do Alentejo kein Familienhund ist und nicht in einer Wohnung gehalten werden kann. Er ist zwar treu und loyal, besitzt aber auch eine angeborene Schärfe, die so tief verankert ist, dass sie kaum zu kontrollieren ist. Der Rafeiro do Alentejo ist es gewohnt, auf sich alleine gestellt zu sein und Verantwortung zu tragen. Menschen benötigt er zur Erfüllung seiner Aufgaben nicht, daher ist er auch nicht dazu bereit, sich unterzuordnen oder Gehorsam zu leisten.

Ist der Rafeiro do Alentejos ein Familienhund?

Nein, der Rafeiro do Alentejo ist das komplette Gegenteil eines Familienhundes. Er lässt sich nur unter ganz bestimmten Bedingungen halten, die von den Anforderungen, die die meisten Menschen heute an ihre Hunde stellen sehr weit entfernt sind.

Hunde dieser Rasse

Aussehen des Rafeiro do Alentejo

Rüden können eine Größe zwischen 66 und 74 cm und ein Gewicht von bis zu 60 kg erreichen, Hündinnen sind mit 64 bis 70 cm und maximal 50 kg etwas kleiner und leichter.

Es handelt sich beim Rafeiro do Alentejo um eine große Hunderasse, die sehr wuchtig wirkt. Der Kopf des Tieres ist massig, der Körper kräftig und muskulös. Der Rafeiro do Alentejo hat relativ kleine, braune Augen mit einem aufmerksamen Blick. Aufgrund seines massigen Körpers ist der Gang des Herdenschutzhundes normalerweise behäbig. Sein Körper besitzt eine längliche Form mit geradem Rücken und tief angesetzter Rute. Die Ohren des Hundes fallen zur Seite und sind nur wenig beweglich.

Der Rafeiro do Alentejo besitzt ein dichtes und glattes, kurzes bis mittellanges Fell mit einer dicken Unterwolle, die es ihm ermöglicht, sich auch bei niedrigen Temperaturen im Freien aufzuhalten. Die Fellfarben reichen von Schwarz über Grau und Gelb bis hin zu Weiß, manchmal mit Flecken. Auch geschecktes oder gestromtes Fell darf laut dem Rassestandard vorkommen.

Impressionen der Hunderasse

Erziehung & Haltung des Rafeiro do Alentejo – Das gilt es zu beachten

Ein Rafeiro do Alentejo eignet sich nicht zur Haltung als Begleit- oder Familienhund. Liebhaber dieser Rasse, die sich trotzdem einen Rafeiro do Alentejo anschaffen möchten, sollten dem Hund ein großes Revier zur Verfügung stellen, damit er seine Schutz- und Wachtriebe angemessen ausleben kann. Gerade bei solchen Hunden ist es zudem wichtig, sie angemessen zu sozialisieren und zu erziehen. Halter dieser Rasse müssen eindeutig klar machen können, wer der Chef ist, wissen wie man Grenzen setzt, die Zügel immer in der Hand behalten und akzeptieren, dass diese Tiere sehr freiheitsliebend sind.

Obwohl der Herdenschutzhund einen sehr gemütlichen und ruhigen Eindruck macht, kann er, wenn es sein muss, sehr schnell und ausdauernd sein. Er bewegt sich innerhalb seines Reviers gerne und viel, deshalb ist er auch für eine Haltung in der Stadt oder in einem Zwinger gänzlich ungeeignet.

Die genetisch verankerte Aufgabe des Rafeiro do Alentejo sollte von jedem Halter berücksichtigt werden. Wer nicht gerade eine Viehherde besitzt, auf die der Herdenschutzhund aufpassen kann, braucht zumindest ein sehr großes Grundstück, das der Hund bewachen kann. Der Rafeiro ist ein ausgezeichneter Wachhund, vor allem nachts.

Die Haltung des Rafeiro do Alentejo eignet sich nur für fortgeschrittene Hundeführer, die bereit sind für ihren Vierbeiner die nötigen Kompromisse einzugehen. Wichtig sind vor allem eine frühe Sozialisierung und eine konsequente Hand. Herdenschutzhunde können nicht spielerisch trainiert werden oder mit Futter bestochen, zudem sind sie generell nur wenig fügsam. In der Erziehung sind Erfahrung und Geschick genauso wichtig wie Geduld und Verständnis für die individuellen Belange dieses Hundes.

Wie groß wird ein Rafeiro do Alentejo?

Der Rafeiro do Alentejo ist ein sehr großer Hund. Er kann eine Wiederisthöhe von bis zu 74 cm erreichen.

Ernährung des Rafeiro do Alentejo

Es gibt beim Rafeiro do Alentejo keine rassentypischen Ansprüche in Bezug auf die Ernährung. Jeder Hund sollte aber ausgewogen und gesund ernährt werden. Da der Rafeiro do Alentejo wie viele große Hunde zu Gelenkproblemen neigt und als großer Hund viele Nährstoffe braucht, ist auf seine Ernährung ein besonders hohes Augenmerk zu richten.

Nachdem die energiereiche Welpenkost abgesetzt wurde, empfiehlt sich ein Futter mit weniger Protein beim jugendlichen Hund. Proteinreiches Futter führt dazu, dass große Hunde zu schnell wachsen, was ihnen später Gelenkprobleme verursachen kann. Ist der Hund ausgewachsen, darf der Anteil an Proteinen aber wieder erhöht werden.

Es ist sehr empfehlenswert den Rafeiro do Alentejo mit frischem Fleisch zu füttern und ihm dazu etwas Gemüse und Reis anzubieten. Auch Fisch frisst der Herdenschutzhund zur Abwechslung gerne.

Die individuellen Bedürfnisse an Nährstoffen können je nach Größe, Alter und Aktivität des Hundes ein wenig unterschiedlich sein. Allerdings sollte die Versorgung mit genügend Nährstoffen eher über die Qualität des Futters als über die Quantität erreicht werden. In diesem Fall reichen selbst für einen so großen Hund wie den Rafeiro do Alentejo ein oder zwei Mahlzeiten am Tag.

Gesundheit – Lebenserwartung & häufige Krankheiten

Häufige Krankheiten sind bei dieser recht ursprünglich geblieben und wenig verbreiteten Hunderasse kaum bekannt. Rafeiros sind grundsätzlich robuste Hunde, strotzen vor Kraft und Gesundheit und können ein Alter von bis zu 14 Jahren erreichen. Grundsätzlich gilt aber auch bei dieser Rasse, dass sie anfällig für die typischen Erkrankungen großer und schwerer Hunde sind. Gelenkprobleme, Hüft- und Ellenbogendysplasien können also durchaus auftreten.

Da der Rafeiro do Alentejo ein Hund ist, der normalerweise immer im Freien lebt, kann er mit Kälte gut umgehen. Niedrige Temperaturen werden ihm nicht schaden. Er besitzt in seinem Fell eine dichte Unterwolle, die ihn wärmt. Was die Hitzeverträglichkeit angeht, so ist diese mit Sicherheit um einiges geringer, da alle Hunde generell Hitze nur sehr schlecht vertragen können.

Wie alt wird ein Rafeiro do Alentejos?

Ein Rafeiro do Alentejo kann bis zu 14 Jahre alt werden.

Pflege des Rafeiro do Alentejo

Da es sich beim Rafeiro do Alentejo um einen Arbeitshund handelt, ist seine Pflege mit einem vergleichsweise geringen Aufwand verbunden. Sein kurzes, glattes Fell ist anspruchslos, sollte jedoch regelmäßig ausgebürstet werden, da die Haare sehr dicht und kräftig sind. Ohren, Krallen und Zähne sollten einer regelmäßigen Kontrolle unterzogen und bei Bedarf gereinigt werden. Im besten Fall sollte der Rafeiro do Alentejo schon als Welpe an ein gewisses Maß an Pflege gewöhnt werden, weil er das sonst später vielleicht nicht mehr zulassen wird.

Rafeiro do Alentejo – Aktivitäten und Training

Herdenschutzhunde sind für keine anderen Beschäftigungen zu begeistern als für ihre genetisch programmierte Aufgabe des Beschützers von Vieh oder ihres Anwesens. Wenn sie für diese Aufgabe verwendet werden, benötigen sie keine Anleitung durch den Menschen. Sie wachsen im besten Fall mit der Herde auf und lernen ihre Arbeit selbstständig. Für einen Herdenschutzhund ist es dringend erforderlich, dass er sein Schutzverhalten ausleben darf.

Für Spaziergänge interessieren sich diese Tiere nicht, denn sie haben nicht unbedingt ein Bewegungsbedürfnis, es sei denn sie müssen auf ihrem Grundstück patrouillieren. Rafeiros do Alentejo sparen sich ihre Kräfte ausschließlich für ihre Arbeit auf, damit sie im Ernstfall bis in den Tod kämpfen können. Außerdem kann es gefährlich sein, mit ihnen spazieren zu gehen, da es durchaus sein kann, dass sie ihr Schutzverhalten gegenüber anderen Spaziergängern oder Hunden an den Tag legen.

Wer versucht mit einem Herdenschutzhund Ball- oder Stöckchenspiele zu spielen, wird in den meisten Fällen wohl nur verständnislose Blicke oder komplette Ignoranz ernten. Agility eignet sich ebenfalls für solche Hunde nicht, weil sowohl die Beweglichkeit als auch der Eifer des Lernens und die Freude am Gehorsam fehlen. Das gleiche gilt für andere Arten von Beschäftigung, wie zum Beispiel Obedience oder Fährten.

Die einzige Beschäftigung, die dem Rafeiro do Alentejo also angeboten werden kann, ist das Bewachen eines Grundstücks, wenn man nicht gerade eine Herde Schafe oder Ziegen besitzt. Das Grundstück, das der Hund bewachen soll, sollte mindestens mit einem Zaun von 1,5 Metern Höhe eingegrenzt sein, damit der Hund nicht selbstständig sein Revier bis aufs Nachbargrundstück ausweitet.

Gut zu wissen: Besonderheiten des Rafeiro do Alentejo

Da es sich um eine recht unbekannte und wenig verbreitete Hunderasse handelt, gibt es über den Rafeiro do Alentejo eigentlich nur eines zu wissen: Er ist kein typisches Haustier, wie wir es von anderen Hunderassen kennen und erwarten. Ein Rafeiro wird sich dem Menschen nie in der Art anschließen, wie wir es von anderen Hunderassen gewohnt sind und eignet sich in der Haltung wirklich nur für explizite Liebhaber der Rasse.

Ist der Rafeiro do Alentejo ein Listenhund?

Nein, der Rafeiro do Alentejo ist kein Listenhund, muss aber in manchen Bundesländern, wie zum Beispiel in Hamburg, trotzdem einen Wesenstest ablegen.

Nachteile des Rafeiro do Alentejo

Der Rafeiro do Alentejo besitzt gegenüber anderen Hunderassen eine ganze Reihe von Nachteilen. Er gehört zu den am schwersten erziehbaren Hunderassen überhaupt, wird vielleicht nie richtig folgen und wenn dann nur, wenn sein Besitzer eine entsprechende Souveränität und viel Wissen in der Hundeerziehung mitbringt. Hinzu kommt, dass er über Futter nicht bestechlich ist.

Sogar das, was uns in Bezug auf die Hundehaltung am selbstverständlichsten erscheint, das Gassi-Gehen, ist mit dem Rafeiro nicht oder nur eingeschränkt möglich. Außer seiner Schutzaufgabe nachzugehen, ist dieser Hund in der Regel für keine anderen Tätigkeiten zu begeistern. Wenn er nicht artgerecht gehalten wird, kann er aggressiv und gefährlich werden.

Passt der Rafeiro do Alentejo zu mir?

Ein Rafeiro do Alentejo passt nur zu Menschen, die ein großes Grundstück oder eventuell viele Tiere besitzen und die dem Hund so eine angemessene Aufgabe geben können. Er kann auf keinen Fall in Wohnungen oder in Städten gehalten werden, da dort sein extrem hohes Freiheitsbedürfnis nicht zu erfüllen ist.

Die Rasse eignet sich weder für Anfänger noch für fortgeschrittene Hundebesitzer, sondern nur für reine Liebhaber mit viel Hundeerfahrung, die sich bewusst sind, was sie dem Hund bieten müssen. Ein Rafeiro do Alentejo ist kein Schmusetier und auch kein Alltagsbegleiter, sondern ein reiner Arbeitshund.

In manchen Bundesländern in Deutschland müssen Herdenschutzhunde außerdem zur Wesensprüfung, was wohl weniger an ihrem Charakter oder Temperament an sich liegt und mehr an der falschen Haltung, die sicherlich öfter vorkommt. Viele Herdenschutzhunde landen leider letztendlich in Tierheimen, da Menschen irgendwann feststellen, dass sie diesem Hund nicht gerecht werden können.

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