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Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund, auch als Maremmano-Abruzzese oder Cane da Pastore bezeichnet, wird bis heute in Italien als Hütehund eingesetzt. Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund wird unter der FCI-Nummer 201 geführt. Er gehört zur Gruppe 1 der Hüte- und Treibhunde und zur Sektion 1 der Schäferhunde.
Maremmen-Abruzzen-Schäferhund im Steckbrief
Steckbrief | |
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Größe: | 60-73 cm |
Gewicht: | 30-45 kg |
FCI-Gruppe: | 1: Hütehunde und Treibhunde |
Sektion: | 1: Schäferhunde |
Herkunftsland: | Italien |
Farben: | Schwarz, Creme, Weiß, Braun, Grau |
Lebenserwartung: | 12 Jahre |
Geeignet als: | Begleit-, Wach-, Schutz- (Familien-)hund |
Sportarten: | – |
Charakter: | Intelligent, Loyal, Zielstrebig, Würdevoll, Konzentriert, Freundlich |
Auslaufbedürfnisse: | mittel |
Sabber-Potential: | – |
Stärke des Haarens: | eher hoch |
Pflegeaufwand: | eher gering |
Fellstruktur: | lang, voll, hart mit üppiger Unterwolle |
Kinderfreundlich: | mittel |
Familienhund: | mittel |
Sozial: | – |
Herkunft und Rassegeschichte
Die Urahnen des Maremmen-Abruzzen-Schäferhundes sind vermutlich die Tibetanischen Molosser, die mit Nomadenstämmen auf der Suche nach fruchtbarem Weideland um etwa 2.000 v. Chr. nach Europa gelangt sind. Zwar sind Ursprung und Wanderweg des Maremmano-Abruzzese bis heute nicht eindeutig belegt, sicher ist aber, dass die Nomaden aus dem Himalaja auf ihrem Weg nach Westen stets ihre großen, weißen Hütehunde bei sich hatten. Über das Uralgebirge und Griechenland sind die Herdenwächter schließlich nach Italien gekommen. Dort gab es bereits in der Etruskerzeit Darstellungen von Hunden, die dem heutigen Herdenhund stark ähneln, und spätestens im alten Rom können wir mit Gewissheit von ihrer Anwesenheit ausgehen. Den „Canis Pastoralis“, den Hirtenhund der Römer, erwähnte schon im Jahr 234 v. Chr. der Feldherr und Schriftsteller Marco Porcio Cato der Ältere. Dieser Herdenhund musste immer weiß sein, damit der Schäfer ihn bei einem Wolfsangriff auch in der Dämmerung leicht vom Wolf unterscheiden konnte. Antike Schreiber berichteten bereits von der selbstständigen Arbeitsweise dieser wachsamen Hüter, die aus einem angeborenen Instinkt heraus alle Tiere und Menschen schützen, die ihnen anvertraut wurden. Bis heute hat sich an den Instinkten und der Arbeitsweise dieser Hunde nichts geändert.
Die Hunderasse beschützt die Schafherden vor Bären, Wölfen und anderen Gefahren. Der große, weiße Maremmen-Abruzzen-Schäferhund hat eine majestätische Ausstrahlung und zeichnet sich durch besonderen Mut und Eigenständigkeit aus. Inzwischen wurde die Rasse auch für den Familiengebrauch entdeckt und im Zuge moderner Züchtung haben sich einige ihrer schwierigen Charaktereigenschaften abgemildert. Dennoch sollte der treue Wächter am besten seiner Bestimmung gemäß eingesetzt werden und ein großes Rudel bekommen, auf das er aufpassen kann. Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund ist zwischen der mittelitalienischen Region der Abruzzen und der westlichen Toskana heimisch. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts wurde noch zwischen den urtümlichen Rassen aus den zwei Gebieten unterschieden, es gab den Maremmano und den Abruzzer. Anfang der 1950er Jahre wurden beide Rassen, die in ihren Merkmalen nur minimale Abweichungen aufwiesen, zusammengefasst und im Jahr 1958 von der FCI anerkannt.
Wesen & Charakter vom Maremmen-Abruzzen-Schäferhund
Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde werden charakterlich gern mit Katzen verglichen, denn sie sind ebenso eigenwillig und undressierbar. Die selbstbewussten, intelligenten Tiere befolgen Befehle nur dann, wenn sie ihnen sinnvoll erscheinen. Sie betrachten Menschen nicht als ihre Gebieter, sondern im besten Fall als Freunde. Über Jahrtausende wurde der Schäferhund dazu erzogen, in eigener Verantwortung auf die Schafherde und den gesamten Hof aufzupassen. Diese Aufgabe ist ihm ins Blut übergegangen und er lässt sich nicht mehr umerziehen. Seine Herde, zu der nicht nur Schafe, sondern auch Menschen und andere Tiere gehören können, beschützt er unter Einsatz seines Lebens.
Ein Maremmen-Abruzzen-Schäferhund wird jeden Fremden, der sich seinem Rudel nähert, lauthals anbellen und in Schach halten. Einem Angriff weicht er nicht aus, sondern stellt sich ihm mutig entgegen. Seiner Familie gegenüber ist der schlaue Hütehund überaus treu und verhält sich stets loyal.
Aussehen des Maremmen-Abruzzen-Schäferhund
Die Hunde gehören zu den großen Hunderassen. Hündinnen dieser eindrucksvollen Rasse erreichen eine Größe von 60 bis 68 cm und ein Gewicht von 30 bis 40 kg. Die Rüden werden sogar zwischen 65 und 73 cm groß und wiegen 35 bis 45 kg. Trotz ihrer Ausmaße mit den langen, muskulösen Körpern wirken die Hütehunde stets würdevoll und athletisch, niemals plump oder schwerfällig.
Ihr dichtes, weißes Haarkleid ist am Körper mittellang bis lang und bildet um den Hals herum einen auffallenden Kragen. Die im Sommer schlanker wirkenden Hunde haben im Winter eine Menge Unterwolle. Ihre großen Köpfe sind wie stumpfe Keile geformt, die mandelförmigen, dunkelbraunen Augen und die schwarzen Nasenspiegel bilden einen auffälligen Kontrast zum hellen Fell. Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund hat kleine, V-förmige Ohren, die sehr hoch angesetzt, hängend und überaus beweglich sind.
Erziehung & Haltung des Maremmen-Abruzzen-Schäferhund – Das gilt es zu beachten
Die ursprüngliche Aufgabe dieses Hundes liegt darin, eine Herde von Schafen oder anderem Vieh vor Eindringlingen und allen sonstigen Gefahren zu beschützen. Italienische Schäfer legen ihre Welpen noch heute oft Mutterschafen zum Säugen an, damit sie eine enge familiäre Bindung an ihre Herde entwickeln. Die Hunde können durch frühe Sozialisation auch an Menschen so stark gewöhnt werden, dass sie sie als ihr Rudel ansehen. Aber das Tier wird immer seinen ausgeprägten Wachinstinkt und seinen Eigensinn behalten. Halter eines Maremmen-Abruzzen-Schäferhundes müssen sehr geduldig und konsequent sein. Einen Anfänger wird die Erziehung dieses Freigeistes schnell überfordern. Denn der unabhängige Hund hält stets eine gewisse Distanz zum Menschen und lässt sich keinesfalls mit Gewalt erziehen.
Für Lernübungen ist er nur manchmal empfänglich und dies höchstens tagsüber, denn sobald die Dämmerung einbricht, braucht er seine volle Aufmerksamkeit zum Bewachen der Herde. Außerdem nimmt die Entwicklung eines Welpen dieser Hunderasse überdurchschnittlich viel Zeit in Anspruch. Die meisten Junghunde zeigen erst nach etwa 30 Monaten ausgereiftes Verhalten, bis dahin müssen sie ihre Stellung innerhalb des Rudels noch finden und neigen dabei gelegentlich zu aggressivem Verhalten. Dafür lassen sich die Welpen früh zur Stubenreinheit erziehen und lernen auch bald, sich vorsichtig zwischen Möbeln und Gegenständen zu bewegen, ohne dass etwas kaputt geht. Dennoch lassen sie sich wegen ihrer Ausmaße und ihres Lebensstils nicht in einer Etagenwohnung in der Stadt halten.
Ernährung des Maremmen-Abruzzen-Schäferhund
Aufgrund seiner Größe und seines Bewegungsdrangs braucht der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund besonders nährstoffreiche Kost mit vielen Vitaminen und Mineralien. Ob er Nass- oder Trockenfutter bekommt, spielt keine Rolle, es sollte nur reichhaltig und hochwertig sein. Bei den Hütehunden aus Italien treten gelegentlich Magenprobleme und Blähungen auf. Außerdem besteht die Gefahr einer Magendrehung. Deshalb sind mehrere kleine Portionen gesünder für sie als wenige große Mahlzeiten.
Gesundheit – Lebenserwartung & häufige Krankheiten
Ein Maremmen-Abruzzen-Schäferhund hat eine Lebenserwartung von 10 bis 12 Jahren, kann bei guter Pflege aber auch 15 Jahre alt werden. Rassetypische Krankheiten sind bei dieser urtümlichen und widerstandsfähigen Rasse nicht bekannt. Wie alle großen, massiven Hunde neigt aber auch der Maremmano-Abruzzese zu Gelenkproblemen, er ist insbesondere anfällig für eine Hüftdysplasie. Übergewichtig werden die stets aktiven Hütehunde bei artgerechter Haltung mit viel Bewegung nicht.
Im Winter schützt die dichte Unterwolle den Vierbeiner, der am liebsten im Freien bleibt, wirksam vor Kälte. Im Sommer aber macht ihm sein immer noch volles Oberfell zu schaffen. Bei Hitze braucht der Schäferhund unbedingt ein schattiges Plätzchen, um sich oft und lange zu erholen.
Pflege des Maremmen-Abruzzen-Schäferhund
Während des Fellwechsels haart der langhaarige Hirtenhund sehr stark, aber er braucht auch sonst eine intensive Fellpflege. Sein zum Verfilzen neigendes Fell sollte täglich gebürstet werden. Denn unter verfilzten Haaren können sich leicht Ekzeme bilden. Außerdem kann sich das Empfinden für sommerliche Temperaturen noch verstärken, sodass der Hund einen Hitzestau erleiden kann.
Fellpflege über das Bürsten hinaus tut dem Schäferhund jedoch nicht gut. Selbst wenn er nach dem Toben im Schlamm manchmal ganz verkrustet nach Hause kommt, sollte er nicht shampooniert werden. Sobald der Dreck angetrocknet ist, wird der gröbste Teil bald von selbst abfallen. Beim nächsten Bürsten verschwinden auch die Reste. Das besonders schmutzabweisende Fell des Hirtenhundes ist darauf eingestellt, ohne chemische Reinigungsmittel immer schön weiß zu bleiben.
Maremmen-Abruzzen-Schäferhund – Aktivitäten und Training
Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund braucht viel Bewegung. Normalerweise reicht es ihm, sein geräumiges Territorium von morgens bis abends abzulaufen. Wenn er aber zu wenig zu tun hat, muss er mindestens zwei Stunden täglich spazieren gehen. Seine natürliche Aufgabe als Herdenschützer zu erfüllen und auf eine große Schafherde aufzupassen, ist für ihn erheblich gesünder als jede moderne Hundesportart. Denn ungewohnte und zu starke Belastungen können den Gelenken des großen, massiven Hundes schaden. Meist interessieren sich die großen Hunde auch gar nicht erst für eine Hundesportart.
Gut zu wissen: Besonderheiten des Maremmen-Abruzzen-Schäferhund
Der mittelitalienische Herdenhund ist weiterhin am stärksten in seiner Heimat vertreten und auch in der Schweiz beliebt. In Deutschland gibt es inzwischen ebenfalls einige Züchter. Wer einen gesunden, reinrassigen Maremmen-Abruzzen-Schäferhund Welpen kaufen möchte, muss nicht mehr nach Italien reisen.
Besonders niedlich sehen die Junghunde im Alter von zwei bis drei Monaten aus, und in diesem frühen Stadium sind sie auch noch recht preisgünstig. Wer einen Welpen im Alter von vier bis zehn Monaten erwirbt, muss zwar einen etwas höheren Preis bezahlen, aber kann sich auf einen Hund freuen, der schon die meisten seiner Eigenschaften unter guten Entwicklungsbedingungen ausgeprägt hat. Käufer können sich außerdem von den bereits erworbenen Fähigkeiten und dem Entwicklungsstand des Hundes überzeugen und werden später nicht unangenehm überrascht.
Nachteile des Maremmen-Abruzzen-Schäferhund
Der elegante Hütehund lässt sich dauerhaft weder in der Wohnung noch im Zwinger halten. Er ist erst recht kein Kettenhund, sondern muss ständig in eigener Regie die Grenzen seines Gebiets abschreiten. Ganz allein möchte er dabei nicht bleiben, er braucht er seine Herde immer in Reichweite. Wird er ohne Aufgabe sich selbst überlassen, leidet er psychisch stark unter der Langeweile und Einsamkeit und beginnt damit, Dinge zu zerstören.
Wenn der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund sich an sein festes Territorium gewöhnt hat, ist er sehr ortsverbunden und bleibt am liebsten auf seinem angestammten Platz an der Grundstücksgrenze. Auf Reisen geht er sehr ungern, zudem gestaltet sich sein Transport wegen seiner Ausmaße schwierig. Auch für Menschen, die gern und oft Besuch empfangen, ist er nicht der ideale Hund, denn er versucht, jeden Fremden vom Grundstück zu vertreiben.
Passt der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund zu mir?
Dieser Schäferhund ist kein Schoßhund und nur in zweiter Linie als Familienhund geeignet. Er kann sich zwar leicht mit Kindern und auch anderen Haustieren anfreunden, muss aber von klein auf an sie gewöhnt werden. In den ersten Jahren ist seine Erziehung anspruchsvoll und zeitintensiv.
Kurzfristig lässt sich der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund gut mit ins Haus nehmen, er braucht aber immer genug Auslauf auf einem großen Grundstück. Wer sich einen Cane da Pastore zulegen möchte, sollte ihm ein weitläufiges Anwesen auf dem Land bieten, das mit einem mindestens 1,60 Meter hohen Zaun abgeriegelt ist. Außerdem braucht der Hund häufigen Kontakt zu seiner Familie und einen erfahrenen Halter. Wenn Senioren alle diese Voraussetzungen erfüllen und mit dem Temperament und der Kraft des Hundes noch mithalten können, ist der große Herdenhüter auch ein geeigneter Gefährte für sie.