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Hund vegan ernähren – geht das überhaupt?

von Michelle Breitenfeld
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„Hunde sind Fleischfresser – sie vegan zu ernähren, ist Tierquälerei!“ – Solche oder ähnliche Statements hört oder liest man immer wieder auch von Fachleuten in Sachen Hundehaltung. Aber ist das wirklich so? Angesichts der allgegenwärtigen Berichte über die Klimaschädlichkeit der Massentierhaltung, die grausamen Tierquälereien in Masttierbeständen oder bei Tiertransporten, nicht zuletzt auch über die zahlreichen gesundheitsschädlichen Zusätze in industriell hergestelltem Hundefutter kommt so mancher Hundehalter ins Grübeln und fragt sich: „Kann ich nicht doch meinen Hund vegan ernähren?“ Ob und wie das geht, wo die Vor- und Nachteile einer veganen Hundeernährung liegen und was die Wissenschaft dazu sagt, klären wir in diesem Artikel.

Hund vegan ernähren – Grundsätzliches zur Hundeernährung

Alle heutigen Hunde – vom kleinsten Chihuahua bis zum größten Irischen Wolfshund oder Mastino Napoletano stammen vom Wolf ab. Wölfe sind Beutegreifer, ihr kräftiges Gebiss ist darauf ausgelegt, Beutetiere zu fangen, zu töten und zu fressen. Auch der Magen-Darm-Trakt von Wölfen unterscheidet sich grundlegend von den Verdauungsorganen der Pflanzenfresser: Während bei Wiederkäuern wie der Ziege der Darm, in dem die meisten Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei vom Körper aufgenommen werden, über 30 Meter lang ist, misst dieses Organ beim Wolf nur etwa sechs Meter. Lange ging man davon aus, dass diese Unterschiede mit der leichteren Verdaulichkeit tierischer Nahrung im Vergleich zu pflanzlicher Kost zusammenhängen. Somit galt auch für Hunde die Devise: Fleisch muss sein! Allerdings sind selbst Wölfe keine reinen Fleischfresser, da sie neben den erbeuteten Tieren auch Beeren, Nüsse, Gräser und auch den meist pflanzlichen Mageninhalt ihrer Beute zu sich nehmen.

Hunde benötigen, genau wie Wölfe oder jede andere Tierart, bestimmte Nährstoffe, die ihr Organismus nicht selber herstellen kann und die daher mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Dazu gehören vor allem die drei großen Nahrungsbestandteile Eiweiß (Protein), Fett und Kohlenhydrate, aus denen der Körper Energie gewinnt und auch neue Körperzellen aufbaut, außerdem Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Auch Botenstoffe wie Hormone und Enzyme kann der Stoffwechsel selber aus diesen Bausteinen bilden, andernfalls müssen sie ebenfalls über die Nahrung zugeführt werden.

Lange ging man davon aus, dass für Hunde unbedingt Nahrungsbausteine aus tierischen Produkten zu einer gesunden und artgerechten Ernährung verwendet werden sollten. Vor allem tierische Eiweiße wurden als wichtig angesehen, da die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten als suboptimal galt. Inzwischen konnte aber in unabhängigen wissenschaftlichen Studien belegt werden, dass sich im Laufe der Jahrtausende, in denen Hunde mit Menschen zusammen leben, ihr Fressverhalten sehr deutlich von dem der Wölfe abgewandelt hat. Selbst wild lebende Hunde ernähren sich nicht ausschließlich von Fleisch oder Beutetieren, sondern im Gegenteil inzwischen sogar überwiegend von Abfällen, die sie am Rande menschlicher Siedlungen finden, und diese bestehen in der Regel nicht aus Fleisch, sondern eher aus Reis, Getreide und pflanzlichen Rückständen

Tatsächlich werden Hunde inzwischen nicht mehr zu den reinen Fleischfressern gerechnet, sondern zu den Allesfressern, die dank bestimmter Enzymsysteme auch in der Lage sind, pflanzliche Nährstoffe für ihren Stoffwechsel umzuwandeln und zu nutzen. Katzen dagegen können das nicht, da ihnen diese Enzymsysteme fehlen und sie unbedingt auf die Zufuhr tierischer Nährstoffe angewiesen sind. Es ist also durchaus möglich, einen Hund vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren, ohne seiner Gesundheit zu schaden, wenn dabei einige Regeln beachtet werden.

Wie gesund ist veganes Hundefutter?

Unter der Voraussetzung, dass bei der veganen Fütterung alle Nahrungsansprüche des Hundes berücksichtigt werden, kann diese Ernährung sogar gesünder sein als eine Fütterung mit minderwertigem, fleischhaltigem Hundefutter.

Veganes Hundefutter – darauf solltest Du achten

Um einen Hund gesund zu ernähren, müssen in der täglichen Futterration alle Bestandteile enthalten sein, die der Vierbeiner für seinen Energie- und Erhaltungsstoffwechsel benötigt. Ob diese Nährstoffe aus tierischen oder pflanzlichen Rohstoffen stammen, ist dabei nicht entscheidend – wichtig ist nur, dass sie zugeführt und vom Organismus des Hundes auch verwertet werden können. Ist das nicht der Fall, werden sich mit der Zeit Mangelerscheinungen einstellen und der Hund wird krank. Somit kann ein Fertigfutter, in dem zwar tierische Rohstoffe enthalten sind, das aber eine minderwertige Nährstoff-Zusammensetzung hat, einen Hund über längere Sicht krank machen, während ein hochwertig zusammengesetztes und auf den tatsächlichen Bedarf ausgelegtes vegetarisches oder veganes Futter den Vierbeiner mit allem versorgt, was er braucht.

Im gut sortierten Fachhandel gibt es mittlerweile auch vegetarische und vegane Alleinfuttermittel für Hunde. Genau wie bei herkömmlichen, fleischbasierten Futtermitteln auch, gilt es aber, auf die tatsächliche Qualität und Zusammensetzung der Inhaltsstoffe zu achten. Als hochwertige Proteinlieferanten gelten zum Beispiel Quark und Ei bei vegetarischen, Hülsenfrüchte wie Kichererbsen oder Linsen bei veganen Futtermitteln. Auch Tofu und andere Sojaprodukte liefern gut verdauliche Nährstoffe. Unterschiedliche Gemüse- und Obstsorten, die je nach Sorte gekocht oder zumindest gut zerkleinert werden müssen, runden eine solche Futterration ab. Hochwertige Öle helfen dem Organismus, die Inhaltsstoffe aufzuschlüsseln, und durch den Zusatz ausgewogener Mineralstoffmischungen wird schließlich eine vollwertige, gesunde Mahlzeit daraus.

Willst Du für Deinen Hund das Futter selber zubereiten, solltest Du einen Experten für Hundeernährung, etwa einen speziell ausgebildeten Tierarzt oder Fachberater, mit einer genauen Rationsberechnung für Deinen Vierbeiner beauftragen. Es kann sonst schwierig werden, den Hund wirklich bedarfsgerecht zu ernähren, und das kann schließlich zu Mangelerscheinungen und Krankheiten führen. Ganz besonders für Junghunde und Welpen, aber auch für trächtige und säugende Hündinnen, alte oder kranke Vierbeiner ist es wichtig, eine genaue Bedarfsanalyse zu erstellen, da ansonsten zum Teil irreversible Schäden entstehen können. Unter Umständen muss in solchen Fällen auch von einer rein veganen Ernährung des Hundes abgesehen werden.

 Hochwertige Öle gehören zu einer veganen Ernährung bei Hunden dazu.

 

Sind Hunde Allesfresser?

Der Verdauungstrakt von Hunden ist in der Lage, viele unterschiedliche Nahrungsquellen zu verwerten. Wissenschaftlich werden Hunde inzwischen nicht mehr als reine Carnivoren, also Fleischfresser gesehen, sondern als Carni-Omnivoren, also Fleisch-Allesfresser.

Schau dir auch unser Video zu dem Thema an:

Hund vegan ernähren – Vor- und Nachteile

Letztendlich musst Du als Hundehalter selber für Dich entscheiden, ob Du Deinen Vierbeiner herkömmlich mit einem fleischbasierten Futter ernähren möchtest oder ob Du Deinen Hund vegan ernähren möchtest. Vor allem Menschen, die für sich selber aus ethischen Gründen die Entscheidung bereits getroffen haben, möchten oft auch ihre Haustiere gerne „tierfrei“ füttern. Wo also liegen die Vor- und Nachteile? 

Vorteile von veganem Hundefutter:  

  • Nachhaltige, klimafreundliche Rohstoffgewinnung 
  • Vermeidung tierquälerischer Massentierhaltung 
  • Ethische Entscheidung, keine Mitgeschöpfe zu essen 
  • Hochwertige Futtermischung versorgt den Hund mit allem, was er braucht 
  • Angebot von sehr guten veganen Fertigfuttermischungen im Handel 
  • Bei bestimmten Stoffwechselkrankheiten oder Allergien kann eine fleischfreie Ernährung des Hundes medizinisch notwendig sein 

Nachteile von veganem Hundefutter:  

  • Bei falscher Rationszusammensetzung können Mangelerscheinungen auftreten 
  • Alte, kranke oder auch sehr junge Hunde können eventuell ihren besonderen Nährstoffbedarf nicht decken 
  • Trächtige und säugende Hündinnen haben ebenfalls andere Nahrungsansprüche, die berücksichtigt werden müssen 
  • Selbst zubereitete Futtermischungen müssen besonders genau auf den Bedarf des jeweiligen Hundes angepasst werden, am besten lässt Du einen Fachmann die Ration berechnen 
  • Um möglichen futterbedingten Erkrankungen rechtzeitig vorzubeugen, sind eventuell häufigere Gesundheitschecks beim Tierarzt notwendig 
  • Auch bei der Auswahl der veganen Futterbestandteile sollte auf eine nachhaltige und klimafreundliche Erzeugung geachtet werden

Ist es Tierquälerei, einen Hund vegan zu ernähren?

Wird bei der Hundeernährung genau darauf geachtet, dass alle Nahrungsansprüche des Hundes erfüllt werden und er alle lebensnotwendigen Nährstoffe erhält, dann kann eine vegane Fütterung genau so tiergerecht sein wie eine herkömmliche mit tierischen Inhaltsstoffen.

Hund vegan ernähren – ist das mit dem Tierschutzgesetz vereinbar?

Das Tierschutzgesetz ist ein Bundesgesetz, das für jeden Hundehalter gilt. Darin werden u.a. folgende Vorgaben gemacht: 

  • Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen (und) muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen (§2) 
  • Es ist verboten, (…) einem Tier Futter darzureichen, das dem Tier erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden bereitet (§3) 
  • Verstöße gegen diese Vorgaben können je nach Schwere des Falles als Straftat oder als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. 

Sofern also bei einer veganen Ernährung des Hundes darauf geachtet wird, dass alle Nährstoffbedürfnisse ausreichend gedeckt sind, ist diese Form der Fütterung durchaus mit dem Tierschutzgesetz vereinbar. Das gilt übrigens für jede Form der Hundeernährung, denn auch ein ungenügend zusammengesetztes fleischbasiertes Hundefutter kann zu Mangelerscheinungen und Krankheiten führen.

Hund vegan ernähren

 Sofern also bei einer veganen Ernährung des Hundes darauf geachtet wird, dass alle Nährstoffbedürfnisse ausreichend gedeckt sind, ist diese Form der Fütterung durchaus mit dem Tierschutzgesetz vereinbar.

 

 

Wie ernähren sich Hunde in der freien Wildbahn?

Wild lebende Hunde ernähren sich vor allem von den Resten und Abfällen der menschlichen Siedlungen. Beutetiere machen nur einen relativ kleinen Anteil ihres Nahrungsspektrums aus. 

Aktuelle Forschungsergebnisse

In mehreren wissenschaftlichen Studien haben Forscher unabhängig voneinander nachweisen können, dass Hunde im Vergleich zu Wölfen ein deutlich größeres Nahrungsspektrum aufweisen. Vor allem bei wild lebenden Hundepopulationen in Asien, Afrika und Südamerika machen demnach Beutetiere nur einen relativ kleinen Anteil an der gesamten Nahrungszusammensetzung aus. Den weitaus größten Anteil bilden dagegen Abfälle und Reste der menschlichen Ernährung, die jedoch praktisch nicht mehr aus Fleisch, sondern aus Gemüse, Reis, Getreide, Knochen und auch aus Fäkalien bestehen.

Einer Studie aus dem Jahr 2013 zufolge hat sich bei Hunden außerdem die Fähigkeit verändert, Kohlenhydrate aufzuspalten und für ihre Nährstoffversorgung zu verwerten. Dies scheint eine Anpassung an das vorhandene Nahrungsspektrum zu sein und ist bei Wölfen in dieser Form nicht vorhanden. Somit kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass Hunde sehr viel weniger auf die Zufuhr von Fleisch und tierischen Nährstoffen angewiesen sind, als das bei Wölfen der Fall ist.

Und im Jahr 2022 konnte eine Studie der University of Winchester in Großbritannien nachweisen, dass vegan ernährte Hunde sogar seltener zum Tierarzt müssen und weniger Medikamente benötigen als ihre fleischbasiert gefütterten Artgenossen. Für diese Studie wurde die Gesundheit und Ernährung von gut 2500 Hunde über mehr als ein Jahr mithilfe von Fragebögen untersucht. Das erstaunliche Ergebnis war, dass die vegan gefütterten Hunde deutlich seltener zum Tierarzt mussten, weniger Medikamente benötigten und alles in allem gesünder waren als die Vergleichsgruppen.

Hund vegan ernähren – Vor- und Nachteile

Letztendlich musst Du als Hundehalter selber für Dich entscheiden, ob Du Deinen Vierbeiner herkömmlich mit einem fleischbasierten Futter ernähren möchtest oder ob Du Deinen Hund vegan ernähren möchtest. Vor allem Menschen, die für sich selber aus ethischen Gründen die Entscheidung bereits getroffen haben, möchten oft auch ihre Haustiere gerne „tierfrei“ füttern. Wo also liegen die Vor- und Nachteile? 

Vorteile von veganem Hundefutter:  

  • Nachhaltige, klimafreundliche Rohstoffgewinnung 
  • Vermeidung tierquälerischer Massentierhaltung 
  • Ethische Entscheidung, keine Mitgeschöpfe zu essen 
  • Hochwertige Futtermischung versorgt den Hund mit allem, was er braucht 
  • Angebot von sehr guten veganen Fertigfuttermischungen im Handel 
  • Bei bestimmten Stoffwechselkrankheiten oder Allergien kann eine fleischfreie Ernährung des Hundes medizinisch notwendig sein 

Nachteile von veganem Hundefutter:  

  • Bei falscher Rationszusammensetzung können Mangelerscheinungen auftreten 
  • Alte, kranke oder auch sehr junge Hunde können eventuell ihren besonderen Nährstoffbedarf nicht decken 
  • Trächtige und säugende Hündinnen haben ebenfalls andere Nahrungsansprüche, die berücksichtigt werden müssen 
  • Selbst zubereitete Futtermischungen müssen besonders genau auf den Bedarf des jeweiligen Hundes angepasst werden, am besten lässt Du einen Fachmann die Ration berechnen 
  • Um möglichen futterbedingten Erkrankungen rechtzeitig vorzubeugen, sind eventuell häufigere Gesundheitschecks beim Tierarzt notwendig 
  • Auch bei der Auswahl der veganen Futterbestandteile sollte auf eine nachhaltige und klimafreundliche Erzeugung geachtet werden

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