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Hundebiss und was Du danach tun solltest

von Michelle Holtmeyer
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Bei einem Hundebiss handelt es sich um eine Verletzung wie bei einem Menschen oder anderem Tier, die durch einen Hund verursacht wurde. Die Tiefe des Bisses kann variieren. In Deutschland werden jährlich mehrere Hundert Menschen von Hunden gebissen. Die Sterberate durch einen Hundebiss liegt lediglich bei einem Durchschnitt von 3,6 Sterbefällen pro Jahr. Nichts desto trotz sollten Bisswunden, aufgrund der Infektionsgefahr, stets schnellstmöglich behandelt werden.

Ursachen und Vorbeugung von Bisswunden

Hunde beißen niemals ohne Grund. Die meisten Bisswunden können vorhergesehen oder direkt von Vornherein vermieden werden. Deshalb ist für Menschen, die regelmäßig in den Kontakt mit den Tieren geraten, wichtig die Hundesprache zu verstehen und sich die Frage zu stellen: Warum beißt ein Hund? Hunde sind Rudeltiere. Sie brauchen klare Regeln und müssen den Platz in ihrer Familie erst einmal finden, um sich dann wohlfühlen zu können.

Die beste Vorbeugung besteht im Lernen des richtigen Umgangs mit Hunden. Aggressives und Jagdverhalten, wie Beißen, hat ihre Ursache meistens in falsch erzogenen Verhaltensmustern oder Ängsten. Hunde beißen, wenn sie Angst haben, sich bedroht fühlen oder ihr Rudel in Gefahr glauben. Vor einem Biss zeigt ein Hund in der Regel ein Warn- und Drohverhalten, wie Knurren.

Defensive Aggression (Abwehr, Angstverhalten) Offensive Aggression (Angriff, Drohverhalten)
  • Ohren nach hinten
  • Maulwinkel weit nach hinten gezogen
  • Zähne fletschen
  • Stirn und Nase runzeln
  • geduckte Haltung
  • Ohren nach vorne
  • Maulwinkel kurz
  • Zähne fletschen
  • Fixieren des Gegners
  • Stirn und Nase runzeln
  • Rute nach oben
  • aufrechtes Stehen

Um einen Hundebiss zu vermeiden, sollten deshalb einige vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Generell gilt, dass Du niemals einen fremden Hund ohne Zustimmung des Besitzers streichelst. Hunde sollten auch niemals ohne Vorwarnung von hinten angefasst oder zu lange und intensiv in die Augen geschaut werden. Zurück weichenden Hunden sollte nicht nachgelaufen werden. Auch Schreien oder davon rennen sind tabu, da diese Verhalten des Menschen den Jagdtrieb beim Hund auslösen können.

Auch ohne regelmäßigen Kontakt mit Hunden im eigenen Familien- oder Freundeskreis ist es wichtig, stets eine vollständige Tetanusschutzimpfung zu haben. Schließlich können auch fremde oder entlaufene Hunde verängstigt in der falschen Situation Bisswunden verursachen.

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Folgen & Risiken

In den meisten Fällen sind Hautverletzungen die Folgen eines Hundebisses. Bei tieferen Bissen können in seltenen Fällen auch Strukturen wie Muskeln, Knochen, Sehnen oder Gelenke verletzt worden sein. Die Mundhöhle eines Hundes ist in der Regel nicht steril und es tummeln sich viele Bakterien und Viren. Dies kann zu einigen Komplikationen führen. Es besteht die Gefahr der Wundinfektion durch Bakterien. Die Inkubationszeit beträgt hierbei weniger als 13 Stunden. Die Infektionsrate ist, anders als oft behauptet, bei genähten und ungenähten Bisswunden vergleichbar hoch. Im Ausland besteht außerdem bei infizierten Wunden das Risiko des Tetanus- oder Tollwut-Viruses. In Mittel-und Nordeuropa sind die Hunde meistens ausreichend geimpft. Vor allem in Südeuropa tritt dieses Krankheitsbild, gerade bei Bissen durch Straßenhunde, jedoch vermehrt auf.

Die häufigsten Folgen eines Hundebisses sind:

  • Das Ausbreiten der Entzündung im umliegenden Gewebe (Phlegmone)
  • Eine Eiteransammlung in einem Hohlraum (Abzess)
  • Eine Eiteransammlung im Gelenkspalt (Gelenkempyem)
  • Selten: Die Entzündung eines ganzen Gelenks (Athritis)
  • Selten: Die Infektion anderer Organe, wie Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis), Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Eiteransammlung in Leber, Lunge oder Gehirn
  • Sehr selten: Die Infektion des gesamten Körpers (systemische Infektion)

Haftung beim Hundebiss

Was also tun, wenn der eigene Hund jemand anderen gebissen hat? In Deutschland gibt es dafür ganz klare Regelungen. Hier vor Ort haftet der Hundehalter laut BGB grundsätzlich für alle Schäden, die sein Hund verursacht. Die Höhe ist von der Schwere der Verletzung abhängig. Dies beläuft sich bei Bisswunden wie dem Hundebiss auf Sachschäden und Schadensersatzansprüche, durch verschmutzte und beschädigte Kleidung, aber auch auf Heilungskosten und Schmerzensgeldansprüche.

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Behandlung

Grundsätzlich gilt es bei einem Hundebiss nicht in Panik zu verfallen. Insbesondere dann nicht, wenn der beißende Hund sich noch in unmittelbarer Nähe zur gebissenen Person befindet. Das Tier könnte Panikreaktionen als erneuten Angriff interpretieren und weitere Bisswunden verursachen. Deshalb gilt es ruhig zu bleiben und sich langsam vom Tier zu entfernen und in eine sichere Umgebung zu begeben. Erst wenn der erneute Angriff eines Hundes ausgeschlossen werden kann, kann mit der Wundversorgung begonnen werden.

Kleinere Wunden können mit der eigenen Hausapotheke selbst versorgt werden. Im ersten Schritt sollte die Wunde desinfiziert und dann mit einem Pflaster abgedeckt werden. Im Nachhinein solltest Du dennoch einen Arzt aufsuchen, um das Risiko von Folgeerkrankungen und Infektionen zu senken.

Behandlung durch einen Arzt

Tiefere Wunden müssen professionell genäht und sollten von Anfang an ärztlich behandelt werden. Auf stark blutende Wunden ist es empfehlenswert ein keimfreies, steriles Material, wie eine Kompresse, zu drücken und damit die nächstgelegene Klinik aufzusuchen. Die Behandlung eines Hundebisses erfolgt dort dann zumeist stationär. Dafür wird die Wunde gereinigt und desinfiziert. Danach werden tiefer liegende Strukturen versorgt. Dies beinhaltet folgende Schritte:

  1. Säuberung der Bisswunde
  2. Wundspülung mit Kochsalzlösung
  3. Herausschneiden von Wundgewebe (Débridement)
  4. Primäre Wundversorgung durch Pflaster, Klammer, Naht
  5. Sekundäre Wundversorgung durch Naht

Im Anschluss erhält der Patient eine medikamentöse Therapie. Diese kann Antibiotika, Ceftrixaon, Clindamycin oder Doxycyclin beinhalten.

Hunde beißen nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus Angst oder weil sie sich bedroht fühlen. Der richtige Umgang mit den Tieren ist der beste Weg, Bissverletzungen vorzubeugen. Bei der richtigen Behandlung ist ein Hundebiss meistens ungefährlich. Nichts desto trotz sollte stets ein Arzt, auch nach der Erstbehandlung, regelmäßig aufgesucht werden.

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